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der Harmonie meiner Messungen bin ich zum Teil weniger zu
frieden wie in den frühem Jahren. Ich habe ein Dreieck, wo die
Summe der 3 Winkel einen Fehler von mehr als 3" hat, obgleich
die Tableaux der 3 Punkte, für sich betrachtet, keine schlechtere
Uebereinstimmung zeigen als anderwärts. Ich glaube daher, daß
das harte Wegstreichen der Lichtstrahlen über zwischenliegende
Waldungen Lateralrefraktionen hervorgebracht hat, die gewöhnlich
in einem Sinne wirken, und werde, um hierüber noch mehr Licht
zu erhalten, wenn es irgend möglich ist, alle drei Stationen noch
einmal besuchen (Zeven, Bremen, Brelit).
Meine Gesundheit war, teils bei heißem schwülem Wetter, teils
bei meinem Aufenthalt in Bremen, wo die Lebensweise ihr nicht
zusagte, sehr heruntergekommen, hat sich aber in den beiden letzten
Monaten beim Aufenthalt auf dem Lande (Osterholz, Gnarrenburg,
Zeven, Linteloh, Barl) so sehr erholt, daß ich mit einem Gefühl
von Wohlbefinden zu Hause kam, wie ich es seit vielen Jahren
nicht gehabt hatte. In dem weichen Winter, der fast gar nicht ins
Freie zu kommen verstattet, setze ich freilich den Gewinn zum Teil
wieder zu.
Mein ältester Sohn, der die ganze Campagne mitgemacht hat,
hatte alle Neigung zur Jurisprudenz, wenn er je welche gehabt hat,
verloren und überraschte mich mit der Erklärung, daß sein sehn
licher Wunsch sei, ins Militär zu treten. Ich konnte dies Vorhaben
durchaus nicht mißbilligen; er hat viel Lust und Talent zur prak
tischen Mathematik, aber nicht zu einem eigentlichen Stuben
gelehrten. Seit Anfang November ist er als Kadett bei unserem
Artillerie-Korps in Hannover.
Wie sehr die Gesundheit meiner Frau heruntergekommen war,
wissen Sie anschaulicher als ich selbst. Ihre Schwäche stieg nach
ihrer Zurückkunft von Ems aufs äußerste; allein eine Ver
änderung des Arztes hat Wunder getan. Durch Himlys un-
ermüdete Sorgfalt u[nd] Geschicklichkeit und bei meiner Zurück
kunft fand ich sie viel besser, als ich sie im Frühjahr ver
lassen hatte. Die Besserung nahm nach und nach immer
zu, so daß sie zuletzt schon zu Fuß einige Male in die Stadt
ging. Allein gegen Ende des Jahres trat eine neue Gefahr ein.
Meine drei jüngsten Kinder wurden eines nach dem andern von den
Masern befallen, und zuletzt auch meine Frau. Bei den Kindern
war die Krankheit vergleichungsweise leicht; allein bei meiner
Frau sehr schwer, und eine Zeitlang war sie in der größten Lebens
gefahr. Auch aus dieser hat sie Himly gerettet und sie erholt sich
zusehends. Zwar darf sie das Zimmer noch nicht wieder verlassen,
aber wenn es so fortschreitet, wird dieser Arrest nicht lange mehr
dauern, und hoffentlich werden wir bald einmal die seit mehreren
Jahren nicht gehabte Freude wieder haben können, eine kleine
Gesellschaft in unserm Hause zu sehen.