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Nr. 172. [Gauß an Gerling.]
Göttingen, 19. August 1825.
Mein heutiger Brief, teuerster Gerling, soll Ihnen bloß an-
zeigen, daß ich in wenigen Tagen Sie selbst zu sehen hoffe. Seit
9 Tagen bin ich von meiner Sommercampagne zurück; mancher
lei Ursachen, die ich Ihnen mündlich sage, bewogen mich, wenig
stens eine Pause zu machen und dasjenige, was ich vielleicht in
diesem Jahr noch vornehmen könnte, auf alle Fälle auf die zweite
Hälfte des Septembers usw. zu verschieben. Inmittelst mache ich
mit meiner Frau und meiner ältesten Tochter noch eine Reise;
erstere wird versuchen, wie ihr das Baden in Baden-Baden be
kommt, und falls wir uns daselbst nicht zu lange aufhalten, werden
wir nachher noch eine kleine Reise am Rhein machen. Unsere Ab
sicht ist, übermorgen, 21. August, Sonntag, von hier abzureisen und
wenn es nur irgend möglich ist, Montag abend, den 22., in Marburg
anzukommen; sollten unerwartete Hindernisse eintreten, so
kommen wir doch Dienstag vormittags daselbst an und werden auf
alle Fälle den ganzen Dienstag dort sein. Wir denken in dem
Gasthof abzutreten, wo meine Frau im vorigen Sommer gewesen
ist. Wie sehr ich mich darauf freue, Sie, mein geliebter Gerling,
zu umarmen und Ihre liebe Frau u[nd] Kinder kennen zu lernen
brauche ich Ihnen nicht zu sagen. Meine Frau werden Sie viel
besser finden als im vorigen Jahr. Alles Uebrige mündlich.
Von ganzem Herzen der Ihrige
C. F. Gauß.
Nr. 173. [Gauß an Gerling.]
Göttingen, 5. November 1825.
Schon längst, mein teuerster Gerling, hätte ich Ihnen meinen
Dank für Ihre freundschaftliche Aufnahme in Marburg schriftlich
wiederholen und meine glückliche Rückkehr nach Göttingen an-
zeigen sollen; mancherlei Abhaltungen haben bisher es immer von
einer Woche zur andern verschoben.
Wir reisten, als wir Marburg verlassen hatten, nach zwei Nacht
quartieren in Friedberg und Darmstadt, nach Mannheim. In Darm
stadt hatte ich das Vergnügen, die Bekanntschaft des Hrn. Eck
hardt zu erneuern. Er sagte mir, daß er 3 Heliotrope nach den
Ihrigen habe anfertigen lassen und solche bei seinen Messungen
gebrauche. In Mannheim waren wir anderthalb Tage. Es war mir
sehr angenehm, Nicolai wiederzusehen und seine Familie und die
Sternwarte kennenzulernen. Er war damals mit Beobachtungen von
Pulversignalen beschäftigt, die auf dem Hornisgrund (im Schwarz
wald) von badensischen Offizieren gegeben und zugleich in Mann
heim, Straßburg und Tübingen beobachtet wurden. Die Resultate