Full text: Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauss und Christian Ludwig Gerling

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Von unsern häuslichen Verhältnissen kann ich nur sagen, daß 
es gottlob etwas besser bei uns geht und doch jetzt die Hoffnung 
vollständiger Herstellung wenigstens immer lebhafter wird, obwohl 
es traurig genug ist, daß jetzt nur noch sechs Wochen an einem 
vollen Jahre fehlen, daß unsere arme Marie ihr eines Bein nicht 
hat gebrauchen können. Das Speziellere kann Ihnen erforderlichen 
falls Hr. Schmid erzählen. 
Ich schließe hier heute mit der Bitte um die herzlichsten 
Empfehlungen an die lieben Ihrigen und mit dem Wunsche, bald 
einmal wieder zu hören, wie es Ihnen geht. 
Behalten Sie in gutem Andenken Ihren 
Gerling. 
Nr. 182. [Gerling an Gauß.] 
Marburg, den 4. Aug. 1829. 
Verehrter Herr Hof rat! 
Meine heutigen Zeilen haben zunächst den Zweck, Ihnen eine 
kleine Abhandlung f 1 ] zu überreichen, welche ich in den letzten 
Wochen habe drucken lassen. Ich bitte, sie freundlich von mir 
aufzunehmen und nachsichtig zu beurteilen. 
Nächstdem sage ich Ihnen herzlichen Dank für den freund 
lichen Empfang, welchen Sie dem jungen Schmid haben an 
gedeihen lassen, den ich Ihnen vor etwa 2 Monaten empfahl. 
Er rühmt mir dieses in einem Briefe aus Hamburg, wo er, da es 
ihm nicht möglich gewesen ist, bei Kessels [ 2 ] Arbeit zu bekommen, 
worauf sein Hauptaugenmerk ging, einstweilen hei einem gewöhn 
lichen, aber nicht ungeschickten Uhrmacher arbeitet und sich vor 
bereitet, nach England zu gehen. — Er schreibt mir aber außer 
dem gar nichts von Ihnen, und hätte ich doch so dringend ge 
wünscht, zu erfahren, wie es Ihnen geht, und namentlich wie sich 
jetzt der Gesundheitszustand Ihrer Frau Gemahlin, der ich die 
herzlichsten Empfehlungen zu bestellen bitte, anläßt. 
Von uns kann ich Ihnen zwei häusliche Nachrichten mitteilen, 
die uns in den letzten Wochen freudig und schmerzhaft berührten. 
Meine arme, kranke Tochter, welche uns soviel Herzeleid ver 
ursachte und so langsam in diesem Frühjahr anfing, sich zu 
bessern, daß kaum Hoffnung blieb, sie in diesem Jahre noch auf 
stehen zu sehen, ist gottlob wunderbar plötzlich hergestellt. Am 
21. Juli fing der Schmerz, der sie 13 Monate gequält hatte, an, sich 
zu verlieren, am 23. morgens konnte sie auftreten, und selbigen 
Abends noch ging sie schon ohne Stock! 
t 1 „Die Höhe Marburgs über dem Meere, aus Barometerbeobachtungen berechnet“; 
Marburg und Kassel 1829; auch in den Schriften der Marburger Gesellschaft z. Be 
förderung d. ges. Naturwissenschaften, Bd. II, Heft 4.] 
[ 2 Kessels, Heinrich Johannes, geh. 1781, gest. 1849; berühmter Uhrmacher in Altona.]
	        
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