Full text: Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauss und Christian Ludwig Gerling

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kann, auch nicht weiß, was hinter meinem Rücken vielleicht getan 
oder geredet wird, so würde es mir von unaussprechlichem Werte 
sein, wenn Sie mit Ihrem Ansehen hier interzedieren wollten, und 
ich danke Ihnen also aufs verbindlichste für das Versprechen, 
was Sie mir durch Encke tun ließen; diese Angelegenheit in Ihrem 
nächsten Briefe an den Hrn. v. Leist zu erwähnen, welches gewiß den 
glücklichen Erfolg haben wird, den ich mir verspreche, indem sich 
derselbe schon jetzt dafür zu interessieren scheint. 
Sonst geht es mir hier ganz leidlich. — Der Unterricht hier im 
Lyzeo ist freilich eine schwere Sache, weil die Schüler ganz ent 
setzlich zurück sind. Ich muß in allen Klassen von vorne anfangen 
und finde bei den Grundlehren von den Brüchen, womit ich jetzt 
besonders zu tun habe, schon sehr große Schwierigkeiten. Viele 
haben erst jetzt unter meiner Anweisung anfangen müssen, das 
Einmaleins zu lernen. — Indessen hoffe ich, soll sich das mit der 
Zeit schon geben, denn im ganzen herrscht in der neuen Anstalt ein 
sehr guter Geist, die Schüler sind größtenteils recht eifrig und auch 
die Eltern scheinen das ihrige zu tun. 
Encke hat mir vergangene Woche die Beobachtungen von der 
Vesta geschickt. Ich habe daraus die Opposition abgeleitet und 
sie ihm gestern geschickt mit der Bitte, Ihnen dieselbe mitzu 
teilen, wenn Sie nicht gar zu sehr von seiner Rechnung abweiche, 
denn ich fürchte Schreibfehler in den Beobachtungen. Namentlich 
finde ich eine starke Abweichung bei Ihren Rektaszensionen, die 
noch dazu in allen 3 Beobachtungen ziemlich gleich bleibt. 
Sternhöhen haben mir mit meinem Instrument noch nicht ge 
lingen wollen; ich muß also eine genauere Bestimmung der Polhöhe 
versparen, bis mir vielleicht einmal die Sternwarte geöffnet wird, 
wo, wenn auch kein Sextant, doch ein zu dieser Beobachtung, wie 
es mir scheint, tauglicher beweglicher Quadrant ist. 
Gern hätte ich von hier aus dem Herrn v. Lindenau, dem ich 
meine Dissertation durch Buchhändlergelegenheit geschickt habe, 
geschrieben, um mich für die Zukunft zu empfehlen; ich muß dies 
aber jetzt versparen, bis ich das Resultat von meinem Schritt wegen 
der Sternwarte erfahren habe. 
Erlauben Sie, daß ich hier schließe, indem ich mich Ihrer 
ferneren Gewogenheit aufs angelegentlichste empfehle. 
Ergebenst 
C. L. Gerling. 
JVr. 9. [Gauß an Gerling.] 
Göttingen, 18. Januar 1813. 
Ihrer gütigen Erlaubnis zufolge, mein wertester Freund, schicke 
ich Ihnen jetzt die Papiere, welcher Sie zur Einkassierung meiner 
Pension bedürfen. Das Lebenszertifikat wird erst im Büro des
	        
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