Full text: Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauss und Christian Ludwig Gerling

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Doch genug und vielleicht schon zu viel. Leben Sie wohl, 
empfehlen mich den Ihrigen, erhalten mir Ihre Liebe und geben 
mir bald einmal wieder gute Nachricht. 
Mit bekannten Gesinnungen 
der Ihrige 
Gerling. 
Die Anlagen sind Sie ja wohl so gütig an ihre Adressen ge 
langen zu lassen. 
Nr, 202, [Gerling an Gauß.] 
Marburg, den 11. Julius 1831. 
Meiner vor wenigen Tagen erst an Sie gerichteten Bitte, Sie 
eventuell um Ihren freundlichen Rat in der Tübinger Angelegen 
heit bitten zu dürfen, folgt die Ausführung sehr bald. 
Ich erhielt nämlich gestern, gerade an meinem 43. Geburtstage, 
die anliegenden Briefe von Schräder[ x ], welche ich so frei bin. 
Ihnen sub petito remissionis hier im Original anzuschließen, und 
es kommt nun meines Erachtens zunächst darauf an, eine verstän 
dige und angemessene Antwort zu geben, ohne noch vorerst be 
stimmte Verpflichtungen einzugehen oder gar die bestehenden zu 
verletzen. 
Im allgemeinen kann ich wohl sagen, daß ich nicht abgeneigt 
bin, einem Ruf nach T [übingen] zu folgen, denn es sind manche 
Umstände dabei, die mich sehr anlocken, z. B. die Sternwarte und die 
Vermessungsarbeiten (?), obwohl auch auf der anderen Seite vieles 
entgegensteht, wozu ich namentlich den harten Kampf rechne, 
welchen es mich und die Meinigen kosten würde, von den grünen 
hessischen Bergen, zwischen denen ich nun schon beinahe 20 Jahre 
wohne, auf immer Abschied zu nehmen. — Aber es wäre unrecht, 
sowohl einerseits gleich ablehnend zu antworten, als andererseits 
eine Verpflichtung einzugehen, besonders ehe ich irgendeine 
Kenntnis habe, ob und welchen Wert meine jetzige Behörde auf 
meine Dienste legt. 
Die weitere Frage: unter welchen Bedingungen ich geneigt sei? 
setzt mich eben einigermaßen in Verlegenheit. — Ich bin weit ent 
fernt, in solchen Dingen das pekuniäre Interesse obenan zu stellen, 
halte es aber auch für wahre Pflicht gegen meine Familie, es nicht 
zu vernachlässigen, besonders da ich bei dem damaligen Dorpatschen 
Ruf[ 2 ] (der mir, wenn ich ihn angenommen hätte, jetzt schon mehr 
[} Schräder, Heinrich Eduard Siegfried, geh. 1779, gest. 1860; im Jahre 1810 
Professor d. Rechte a. d. Univ. Marburg, die er im gleichen Jahre verließ, um nach 
Tübingen überzusiedeln.] 
[ 2 Vergl. Brief Nr. 112, S. 193.]
	        
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