Full text: Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauss und Christian Ludwig Gerling

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Pension ertrüge, als ich hier Fixum habe) in einer jugendlich 
poetischen Stimmung alle Benutzung unterließ und nun solches 
um so mehr zu bereuen habe, als, wie ich ex post erfahren, ich 
meine hiesige Lage damals, ohne mir dabei das geringste vorzu 
werfen zu haben, um ein Namhaftes hätte verbessern können. 
Vorläufig glaube ich, es sei vielleicht am besten, nach T[übin- 
gen] meine jetzige Kompetenz mitzuteilen, welche das dortige 
Normalgehalt um etwas übersteigt, und um einen von dort ausgehen 
den Vorschlag zu bitten, wie ich denn überhaupt, um das Verhältnis 
ganz beurteilen zu können, noch manche andere Erläuterung bedarf, 
z. B. über den Fonds der Institute; denn es gehört hier zu den 
Hauptvorzügen meiner Lage, daß ich einen von allen speziellen 
Anfragen und Bewilligungen unabhängigen Fonds von 200 Talern 
an meinem Institut habe, mit dem ich ganz nach meiner Ueber- 
zeugung schalten kann, wenn ich nur die Rechnungsregeln wahre. 
Doch alles dies nur vorläufig. Ich hoffe nun vor allem auf 
Ihren gütigen Rat und brauche nicht erst die Bitte hinzuzufügen, 
mir denselben baldmöglichst zu erteilen. 
Aus den Anlagen zur Kasselsch[en] Zeitung werden Sie er 
sehen haben, daß auf dem Landtag auch von Fortsetzung unsers 
Katasters die Rede kürzlich gewesen ist. Ob man mich eventuell 
dabei zu Rate ziehen wird oder nicht, weiß ich nicht. Wünschens 
wert wäre mir aber, wenn ich, wie ich nicht glaube, Gelegenheit 
hätte, bei der Gelegenheit darauf aufmerksam zu machen und es 
auch den Geschäftsleuten begreiflich zu machen, daß alle der 
gleichen Arbeiten eigentlich erst eine solide Basis durch eine 
Triangulierung erhalten. 
Mit den herzlichsten Empfehlungen an die Ihrigen. 
Ganz der Ihrige 
G. 
Nr. 203. [Gerling an Gauß.] 
Marburg, den 9. Septbr. 1831. 
Heute bin ich endlich erst imstande, hochverehrter Hr. Hofrat, 
Ihnen zu referieren, wie die Vokationsangelegenheit, in welcher ich 
einen Beweis Ihrer Liebe zunächst zu erkennen habe, abgelaufen 
ist. Ich schrieb damals nach Tübingen, indem ich meine Bereit 
willigkeit im allgemeinen vorläufig erklärte, rücksichtlich der 
Bedingungen aber von dort aus einen Vorschlag mir erbat, zehn 
Fragen über verschiedene akademische Verhältnisse aufstellte und 
die Nachtragung anderer sowie einen endlichen wohlüberlegten 
Entschluß mir vorhehielt. 14 Tage darauf bekam ich Antwort, 
die meine Fragen genügend und im wesentlichen befriedigend be 
antwortete und mir neben der zu 300 Guld[en] taxierten freien 
Wohnung einen baren Gehalt von 1600 Gld. anbot. Ich antwortete 
nun, daß ich rücksichtlich dieses Anerbietens von dem Vertrauen
	        
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