Full text: Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauss und Christian Ludwig Gerling

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herigen Posten ebensoviel oder vielleicht mehr Nutzen stiften 
könnte, als durch meinen Abgang nach T [übingen]; ich entschloß 
mich also, das Opfer des Verzichtens auf den sofortigen Eintritt in 
ein schon vollständig organisiertes Institut nebst Sternwarte zu 
bringen und schrieb (8. Septbr.) ablehnend nach T[übingen]. 
contin. d. 11. Septbr. 
Hier haben Sie, Yerehrtester, eine treue Relation meines Tuns 
in dieser Sache. Ich bin dabei in meinem Bewußtsein beruhigt. 
Sehr sollte es mich freuen, wenn ich auch Ihrer Beistimmung dabei 
mich zu freuen hätte. Daß seine Folgen zum wahren Guten führen, 
wünsche ich, muß es aber dem Himmel anheimstellen. 
Von andern Angelegenheiten liegt mir zunächst am Herzen, 
daß ich seit beinahe zwei Monaten von Ihnen gar keine Nachricht 
habe und die letzte Korrespondenz so unerfreulich war. Sie 
werden mich durch einige Zeilen Nachricht sehr verbinden. — 
Meine Familie ist, gottlob, nebst mir gesund; die älteste Tochter, 
seit ein paar Wochen zum Besuch in Hanau, wird, wenn nicht 
Cholerarücksichten ein früheres Heimkehren bedingen, in der fol 
genden Woche von mir zurückgeholt werden. 
Mein Büchlein über die Winkelmessung war, wie ich erfuhr, 
im Begriff gewesen, in Berlin „Galle zu erregen“, weil man die 
letzten Zeilen, pag. 93, so arg mißverstanden hatte, daß man 
glaubte, ich habe dadurch eine abwürdigende Kritik jenseitiger 
Arbeiten und Unternehmungen aussprechen wollen. Nachdem ich 
Encke gebeten hatte, darauf aufmerksam zu machen, daß ich ja 
nur für eigene Kontrolle die Vergleichung anstellte und von der 
Unsicherheit rede, die bei mir obwaltet, scheint die Sache wieder 
ins Gleis gekommen, wenigstens schreibt mir Müffling einen sehr 
artigen Brief über die Zusendung, worin nicht nur keine Galle, 
sondern Freundlichkeit zu finden ist. — Bei jener obigen An 
gelegenheit habe ich denn auch wenigstens das errungen, daß man 
mir hat erklären müssen, die damalige Behandlungsweise solle mich 
nicht beunruhigen, indem sie nicht aus Mangel an Vertrauen in 
mich entsprungen sei. 
Ich darf nun weniger als irgendein anderer die Bitte oder nur 
den Wunsch aussprechen, etwas von mir Geschriebenes in den 
G. G. A. von Ihnen angezeigt zu sehen, da mir bekannt ist, wie sehr 
Sie anderweit in Anspruch genommen sind. — Verübeln Sie meine 
Bitte aber nicht, mich gelegentlich zu unterrichten, wie Sie im 
ganzen damit zufrieden sind, und ob ich bei dieser Publikation 
meinen Wunsch, mich Ihres Rates würdig zu machen, wenigstens 
einigermaßen erreicht habe. — 
Schumachers Desiderium wegen eines Nachtrags zu meinem 
Tab[leau] I in der parall[axis] elat[ionis], um sie auf andere Ab 
plattungen überzuführen, habe ich erfüllt und soll ein dazu be-
	        
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