Full text: Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauss und Christian Ludwig Gerling

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Lilienthal hat in der Nacht vom 20. his 21. April sehr gelitten: 
Der größte Teil soll abgebrannt sein, man fürchtet, auch die dortigen 
Instrumente. Wie hedaure ich den armen Schroeterf 1 ], der in 
seinem 68. Jahre ein solches Unglück erleben mußte! 
Morgen werde ich eine vorläufige Rekognoszierung auf dem 
Hohen-Hagen vornehmen. Der Theodolit ist ein herrliches Instru 
ment, mit dem kleinen Fernrohr von 1 Zoll Oeffnung sieht man bei 
hellem Sonnenglanz den Sirius so schön, daß man darüber in Er 
staunen gerät. Ich zweifle nicht, daß man fast alle Sterne erster 
Größe am Tage damit beobachten kann. 
Leben Sie wohl, lieber Gerling. Erfüllen Sie bald Ihr Ver 
sprechen, uns hier zu besuchen. jk r er g e ]j enster 
C. F. G. 
Nr. 17. [Gerling an Gauß.] 
Kassel, 6. Mai 1813. 
Indem ich Ihnen, verehrter Herr Professor, für Ihre gütige 
Zuschrift vom 2. Mai danke, nehme ich mir die Freiheit, Ihnen 
anbei die Berechnung der Manipel 11—14 zu übersenden. — Die 
übrigen gedenke ich noch heute anzufangen und, sobald es sich tun 
läßt, nachfolgen zu lassen. Es tut mir nur leid, daß es bei der 
gleichen Geschäften mit mir immer so langsam geht, weil ich die 
Zeit dazu gleichsam aus lauter kleinen Stücken zusammenflicken 
muß. — Nach Beendigung der Manipel denke ich die Sonnen 
finsternis vorzunehmen, deren Resultate ich Ihnen demnächst 
schicken werde. 
Herzlichen Dank für die Kometenbeobachtungen; es wird mich 
sehr freuen, wenn ich die Zeit finden kann, die Bahnverhesserung 
demnächst einmal vorzunehmen. Sollten Sie inzwischen noch andere 
Beobachtungen bekommen, so bitte ich Sie, sie mir mitzuteilen, 
damit ich sie auch noch mitbenutzen kann. 
Den Zinskupon habe ich gestern eingelöst, ich lege einen kleinen 
Zettel bei, auf dem ich Encke bitte, Ihnen den Ertrag zuzustellen, 
da ich doch nicht weiß, wie bald sich einmal Gelegenheit findet. 
Daß Ihnen mein Beweis für die Area der sphärischen Dreiecke 
nicht mißfallen hat, freut mich recht sehr. Ich habe ihn bereits 
Hrn. v. Lindenau mitgeteilt. 
Ich schließe mit der Bitte- um Erhaltung Ihrer Gewogenheit. 
Ihr ganz ergebenster 
Gerling. 
Darf ich Sie ersuchen, die Einlage dem Hrn. Prof. Harding 
zuzuschicken? 
[1 Schröter, Johann Hieronymus, geh. 1745, gest. 1816; Oberamtmann zu Lilienthal 
bei Bremen, wo er eine Privatsternwarte hatte.]
	        
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