Full text: Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauss und Christian Ludwig Gerling

— 528 — 
Ich bemerke nur noch, daß mein Chronometer 2' 21" vor der 
Frauenberger Zeit, also 2' 26" vor der Marburger Zeit voraus ist, 
und daß die Taschenuhren der Gehülfen, wonach die Signale er 
folgen, nach Zeit des Chronometers reguliert werden. 
Von Herzen der Ihrige 
In fliegender Eile. Gerling. 
Marburg 4' 42" westlich von Göttingen, also Chronometer gegen 
Göttinger Zeit zurück 2' 16" 
Nr, 278. [Gauß an Gerling.] 
Göttingen, den 23. August 1837. 
Gestern, 22. August, nachmittag, mein wertester Freund, war 
ich um 4 Uhr mit Goldschmidt am Platze, und eine Stunde hindurch 
sahen wir uns fast blind, ohne Licht auf dem Meißner zu sehen, 
obwohl, soviel man von hier aus erkennen konnte, dort meistens 
Sonnenschein war. 
Ich vermutete daher, daß Hr. Ise die Richtung nach der Stern 
warte, die ich ihm am 16. durch Heliotroplicht hatte zeigen lassen, 
was damals auch erwidert wurde, wieder vergessen habe, und ließ 
den großen Spiegel dahin richten. Zugleich gab ich Goldschmidt 
auf, von Zeit zu Zeit mit dem Fernrohre nach dem Meißner zu 
sehen, und wenn er Licht sähe, mich zu rufen. 
Es erfolgte aber nichts. 
Endlich gegen 6 Uhr, als Goldschmidt beschäftigt war, den 
Spiegel wieder einzupacken, bemerkte ich, hinzukommend, Licht 
auf dem Meißner, und bald darauf das erste Zeichen. Das fol 
gende acht Minuten später verunglückte; dagegen wurde noch acht 
Minuten später ein Extrazeichen gegeben. 
Abends blieb das erste Pulverzeichen aus; die folgenden wurden 
der Reihe nach beobachtet, und wie ich vermutete, zum Ersatz des 
ausgefallenen, hinterdrein noch ein Extrazeichen. Alle, bis auf 
eines, habe ich mit bloßen Augen beobachtet. Ich bin der Meinung, 
daß dies dem Beobachten mit dem Fernrohr vorzuziehen ist, da 
das Auge vor dem ganz dunkeln Fernrohr in einem peinlich an 
gestrengten Zustande sich befindet. Bei Mondschein hingegen oder 
wenn das Fernrohr so steht, daß etwas fremdes Licht aufs Objektiv 
fällt, würde ich nichts dagegen haben. 
Meine siebenzehn Beobachtungen sind folgende [siehe S. 529]: 
Die Uhr wird etwa 1' 2" voraus sein; ihr täglicher Gang etwa 0,3. 
Genauere Bestimmungen werden am Schluß der Arbeiten gegeben 
werden. 
Bei der Ungewißheit, ob Müller noch in diesem Jahre die 
großen Dreiecksmessungen vornehmen wird, welche vermutlich 
nicht eher entschieden wird, bis der König nach Hannover zurück-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.