Full text: Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauss und Christian Ludwig Gerling

Ich bin nun jetzt mit Hartmann beschäftigt, unsere beider 
seitigen Schätzungen ebenso zu vergleichen, um erst unsere Zeit 
bestimmungen definitiv zu reduzieren. Es zeigt sich bis jetzt vor 
läufig, was sich auch schon aus den provisorischen Zeitbestimmun 
gen vermuten ließ, daß wir sehr wenig differieren, etwa G[erling] 
= H[artmann] -f- 0,04". — So lange, bis ich hiermit auf dem reinen 
bin und mein Schubart sich in das Instrument hineinstudiert hat, um 
mir ein ähnliches zu machen, wünsche ich Ihr Federpendel behalten 
zu dürfen (wobei sich jedoch von selbst versteht, daß Sie es binnen 
2 Tagen zurückhahen, wenn Sie es früher gebrauchten). Um Sie 
so wenig als möglich dabei zu inkommodieren, gedenke ich es an 
Goldschmidt zu adressieren. 
Nicolai hat mich sehr freundschaftlich aufgenommen und wir 
haben unsere gemeinschaftliche Arbeit recht vergnügt gemacht, in 
dem wir uns täglich der Zeit erinnerten, wo wir gemeinschaftlich 
bei Ihnen arbeiteten. Er hat mir aufs neue auf getragen, Ihnen mit 
seiner herzlichsten Empfehlung zu sagen, wie sehr es ihn freue, 
einmal wieder an einer Sache gearbeitet zu haben, woran Sie selbst 
Anteil nähmen. Von seiner Stellung ist er insofern nicht recht 
erbaut (obwohl es ihm sonst recht gut geht), daß für wissenschaft 
liche Zwecke wenig von ihm gehofft resp. durchgesetzt werden 
kann. Seit der Anschaffung des Reichenbachschen Kreises (auf 
Klübers Verwenden) scheint für die Sternwarte wenig oder gar 
nichts geschehen, und sein laufender Etat von 100 fl. genügt offen 
bar kaum für die kleinen Bedürfnisse. Besonders unangenehm war 
es ihm (und Heiligenstein [ x ], den ich auch kennenlernte), daß das 
Projekt, ein magnetisches Observatorium in Mannheim oder Karls 
ruhe (wo an den Schülern der polytechnischen Anstalt Personal 
beistand eher zu finden scheint) zu errichten, immer nicht vor 
schreiten will. Nicolai hat die Summe von 2000 fl. dazu anzuweisen 
vorgeschlagen, ist aber bis jetzt noch ohne Resolution. — Beide 
fand ich eifrig beschäftigt, Ihre „Resultate“ zu studieren, wodurch 
dann manche frühere Mißverständnisse sich schon beseitigt hatten. 
— Bei der Gelegenheit habe ich dann auch die damalige Korre 
spondenz mit Ihnen gelesen. Es scheint mir bei seinem letzten 
Briefe, wovon er mir das Konzept nebst den übrigen Akten gab, 
kein anderes Motiv, als der Wunsch nach Belehrung vorzuherrschen. 
Sein Hauptbedenken gegen hinlängliche Festigkeit der Mauern für 
die Marke etc. gründet sich vornehmlich auf den Gedanken, daß 
vielleicht in seiner Sternwarte selbst etwas der Art etabliert werden 
könnte, und diese Mauern sind offenbar trotz aller ihrer Dicke nicht 
zu diesem Zweck fest genug. — Sein zweiter Vorschlag (das Pendel 
vom Objektiv indirekt als Marke zu benutzen) zerfiel gleich von 
selbst, als ich ihm nur einen Teil dessen referierte, was ich über die 
t 1 Heiligenstein, Conrad von, geb. 1774, gest. 1849; badischer Hof gerichtsrat, in 
Mannheim lebend; beschäftigte sich viel mit Astronomie.]
	        
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