Full text: Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauss und Christian Ludwig Gerling

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land). Erstere Nachricht hat mir Olbers mitgeteilt, die andern 
habe ich aus der Börsenhalle. 
Was Sie mir von Enckes Brief an Weber und von Ihrer Unter 
redung mit Nicolai geschrieben haben, hat mich noch immer nicht 
mehr ins klare gesetzt, was diese Herren denn eigentlich an meinen 
Aufsätzen tadeln oder anders verlangen, sondern ich sehe nur mit 
Betrübnis, daß ich nicht imstande bin, es denselben recht zu 
machen. Eine größere Zahl von Aufsätzen konnte ich nicht 
geben: also ich hätte entweder einen oder den andern weglassen 
und dafür einen über einen verschiedenen Gegenstand geben sollen, 
oder aber ich hätte den Gegenstand eines oder des andern Auf 
satzes anders, als ich getan habe, ausführen sollen. Aber die erste 
Annahme ist, wenigstens bei Ihnen, unzulässig, da Sie die Not 
wendigkeit jener Gegenstände anerkannt haben. Es bliebe also 
nur die zweite Annahme und hier wohl nur in Beziehung auf den 
Aufsatz Vf 1 '] übrig. Wenn nun aber Encke u[nd] Nicolai, falls Sie 
diesen Aufsatz V gelesen haben, noch fragen, wozu dann das 
weitere Beobachten nützen u[nd] dem Nicolai erst durch Ihre Finger 
zeige, daß hier die Länge und dort die Breite die Ursache der 
Bewegungen sei, ein Licht aufgegangen ist, so weiß ich wahrhaftig 
nicht, was ich darauf erwidern soll, da jener Aufsatz V recht ge 
flissentlich zu dem Zweck geschrieben ist, den Gesichtspunkt ins 
Licht zu setzen, aus welchem die Beobachtungen zu betrachten sind, 
oder wenn ich etwas sagen soll, so ist es nur: oleum et operam 
perdidi! Ihre erwähnten Fingerzeige verstehe ich in der Tat nicht 
ganz. Wo die Länge die Ursache ist, meinen Sie vermutlich, daß 
die regelmäßige Bewegung in Haag später eintritt als in Göttingen, 
wonach also Haag nachmittags vergleichsweise gegen Göttingen 
stehen muß als vormittags. Aber so etwas schloß ich absichtlich 
von meinem Aufsatz aus, wie alles, was noch zu vage bleiben muß, 
einmal, weil sich in einigen Kurven das Gegenteil zeigt, u[nd] 
zweitens, weil dergleichen Schlüsse ohne alles gültige Fundament 
sind, wenn an einem Orte eine zuverlässige Marke fehlt, und 
darüber bin ich bei den wenigsten Örtern bisher faktisch unter 
richtet. 
Daß eine Bemerkung, daß die erdmagnetische Kraft ebenso 
wie die jeweilige Störung sich nach drei Koordinaten zerlegen lasse, 
Bessel aus einem Gegner zu einem Freunde der Beobachtungen 
machen werde, glaube ich nicht. Daß aber eine nackte Insertion 
des damit zusammenhängenden Lehrsatzes, von dem ich, glaube 
ich. Ihnen gesprochen habe, in keinem meiner drei Aufsätze einen 
t 1 Gemeint ist Gauß’ Aufsatz: „Erläuterungen zu den Terminszeichnungen und 
den Beobachtungszahlen“, der als Nr. V im ersten Jahrgang der „Resultate usw.“ er 
schien; wiederabgedruckt in Gauß’ Werken, Bd. V, S. 568—576.] 
Briefwechsel Gauß und Gerling. 
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