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N. S. Einen merkwürdigen Versuch muß ich Ihnen doch noch
mitteilen, den mir gestern Prof. Winkelblech f 1 ] mitteilte. — Der
selbe beschäftigt sich seit einem Jahr mit Proben über bequemste
Einrichtung der galvanischen Säule, namentlich zu chemischen
Zwecken, und prüft die verschiedenen Modelle durch Einspannung
eines Drahts, den er in größerer oder geringerer Länge zum Glühen
bringt. Dabei kam ihm folgendes vor:
Wenn A, B die Pole sind und zwischen dieselben ein Draht
von solcher Länge, die nicht mehr zum Glühen kommt, schlaff aus
gespannt hängt, er sodann von unten ein Wassergefäß anbringl, daß
ein Teil des Drahtes a, b vom Wasser bedeckt ist, so fangen, wenn
er das Wassergefäß weit genug hebt, die freien Stücke Aa und Bb
allein an zu glühen.
Nr, 301, [Gerling an Gauß.]
Marburg, d. 4. Juni 1839.
Anbei, hochverehrter Freund, übersende ich Ihnen die Akten
des letzten magnetischen Termins mit dem Wunsche, daß Sie mit
den Beobachtungen zufrieden sein mögen; der neu hinzugekom
mene Beobachter von Goddaeus verspricht sehr gut zu werden (wir
werden ihn freilich nur kurz behalten), er hat aber offenbar noch
zu wenig Übung, wie denn überhaupt diesmal der Umstand, daß
der Termin in die Pfingstwoche fiel, wo mehrere Teilnehmer von
Exkursionen etc. zurückkamen, schuld war, daß die vorbereitenden
Übungen nicht mit gehöriger Muße abgehalten wurden.
Mit Bedauern muß ich auch diesen Termin wieder absenden,
ohne Ihnen mein zweites Heft mitzuschicken. Ich habe meine große
Last mit der Langsamkeit des Drückens und mit den Korrekturen
gehabt, deren bis zu acht vom Bogen nötig gewesen sind. Endlich
kommt heute der letzte Bogen in die Presse, und denke ich Ihnen
dann in einigen Wochen das Heft schicken zu können.
Gleicher Geduldsprobe bin ich in meinen Bauangelegenheiten
ausgesetzt; es sieht damit bei mir ungefähr so aus wie bei Ihnen
[i Winkelblech, Georg Karl, geb. 1810, gest. 1865; von 1836 bis 1839 ao. Professor
der Chemie an der Universität Marburg, dann — im Austausch gegen Robert Bunsen —
Lehrer der Chemie an der Gewerbeschule zu Kassel; widmete sich später der National
ökonomie unter dem Decknamen Karl Mario. Wurde 1840 Schwiegersohn Gerlings; vgl.
Brief Nr. 308, S. 607.]