Full text: Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauss und Christian Ludwig Gerling

— 580 — 
N. S. Einen merkwürdigen Versuch muß ich Ihnen doch noch 
mitteilen, den mir gestern Prof. Winkelblech f 1 ] mitteilte. — Der 
selbe beschäftigt sich seit einem Jahr mit Proben über bequemste 
Einrichtung der galvanischen Säule, namentlich zu chemischen 
Zwecken, und prüft die verschiedenen Modelle durch Einspannung 
eines Drahts, den er in größerer oder geringerer Länge zum Glühen 
bringt. Dabei kam ihm folgendes vor: 
Wenn A, B die Pole sind und zwischen dieselben ein Draht 
von solcher Länge, die nicht mehr zum Glühen kommt, schlaff aus 
gespannt hängt, er sodann von unten ein Wassergefäß anbringl, daß 
ein Teil des Drahtes a, b vom Wasser bedeckt ist, so fangen, wenn 
er das Wassergefäß weit genug hebt, die freien Stücke Aa und Bb 
allein an zu glühen. 
Nr, 301, [Gerling an Gauß.] 
Marburg, d. 4. Juni 1839. 
Anbei, hochverehrter Freund, übersende ich Ihnen die Akten 
des letzten magnetischen Termins mit dem Wunsche, daß Sie mit 
den Beobachtungen zufrieden sein mögen; der neu hinzugekom 
mene Beobachter von Goddaeus verspricht sehr gut zu werden (wir 
werden ihn freilich nur kurz behalten), er hat aber offenbar noch 
zu wenig Übung, wie denn überhaupt diesmal der Umstand, daß 
der Termin in die Pfingstwoche fiel, wo mehrere Teilnehmer von 
Exkursionen etc. zurückkamen, schuld war, daß die vorbereitenden 
Übungen nicht mit gehöriger Muße abgehalten wurden. 
Mit Bedauern muß ich auch diesen Termin wieder absenden, 
ohne Ihnen mein zweites Heft mitzuschicken. Ich habe meine große 
Last mit der Langsamkeit des Drückens und mit den Korrekturen 
gehabt, deren bis zu acht vom Bogen nötig gewesen sind. Endlich 
kommt heute der letzte Bogen in die Presse, und denke ich Ihnen 
dann in einigen Wochen das Heft schicken zu können. 
Gleicher Geduldsprobe bin ich in meinen Bauangelegenheiten 
ausgesetzt; es sieht damit bei mir ungefähr so aus wie bei Ihnen 
[i Winkelblech, Georg Karl, geb. 1810, gest. 1865; von 1836 bis 1839 ao. Professor 
der Chemie an der Universität Marburg, dann — im Austausch gegen Robert Bunsen — 
Lehrer der Chemie an der Gewerbeschule zu Kassel; widmete sich später der National 
ökonomie unter dem Decknamen Karl Mario. Wurde 1840 Schwiegersohn Gerlings; vgl. 
Brief Nr. 308, S. 607.]
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.