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im Sommer 1814 auf der Sternwarte, als der Grundstein zu dem
Repsoldschen Kreis aufgeschürft wurde. Kalklöcher, Steinhaufen,
Bauholzunterhandlungen etc. sind die Gegenstände derhalbiger Be
schäftigung noch daneben.
Auch von meinen Arbeiten kann ich Ihnen wenig oder nichts
referieren. Ich habe in den letzten Jahren meine Vorlesungen etwas
vernachlässigen müssen und deshalb mußte nach Vollendung meines
Mskpts. zu den Beiträgen mein Hauptaugenmerk darauf gerichtet
sein, hiermit wieder in Ordnung zu kommen.
Eines Umstandes erlaube ich mir noch Erwähnung zu tun, um
eine Frage und Bitte um Belehrung daran zu knüpfen. Wiegrebe
schickte mir vor einiger Zeit einen Aufsatz über Erklärung der
Rotation, den er Ihnen auch vor zwei Jahren geschickt zu haben
erzählte. Ich muß nun gestehen, daß ich ihn nicht recht verstehe
und s[it] v[enia] v[erbo] nicht recht klug daraus werden kann.
Bei dieser Gelegenheit aber ist mir aufgefallen, daß die merk
würdige Tatsache, daß die Planeten alle in demselben Sinn rotieren,
wie sie umlaufen,
meines Wissens wenigstens nirgends zur Sprache gebracht ist, um
einen Grund dafür zu suchen oder anzugeben, obwohl dies doch
nicht bloß als Zufall zu denken sein dürfte; und da ist mir die
Idee gekommen, ob nicht der Schwingungspunkt einer an einem
Faden pendulierenden Kugel eine Analogie darböte, die Sache be
greiflich zu machen oder als notwendig darzustellen. Derselbe liegt
weiter vom Aufhängungspunkt entfernt als der Schwerpunkt; ich
sollte also denken, daß dadurch ein Streben entstünde, in dem Sinn
der Bewegung um den Schwerpunkt zu rotieren, wenn beim Pendel
Zeit dazu wäre. — Geht aber die Kugel immer rund um, so müßte,
wenn ich nicht sehr irre, daraus Rotation entstehen. — Bei der Erde
läge, salvo errore calculi et memoriae, der Schwingungspunkt, wenn
ich die Sonne als Aufhängungspunkt A betrachte, ca. 150 Fuß jen
seits des Mittelpunkts. — Kann das etwas erklären und ist es über
haupt der Mühe wert, diese Idee weiter zu verfolgen?
Von Ihnen und den Ihrigen bin ich seit mehreren Monaten
ganz ohne Nachricht. Auch der Frau Ewald habe ich seit Ihrer
letzten Durchreise nicht wieder geschrieben, sondern nur zuweilen
kurze Notizen durch Hupfeid gewechselt, der mit E[wald] über
orientalia korrespondiert. Ich werde ihr aber in diesen Tagen
schreiben, um ihr eine Jugendfreundin zu empfehlen, die in dieser
Zeit sich von Hamburg nach Tübingen übersiedelt.
Wie sehr ich wünsche, von Ihnen einmal wieder einige Zeilen
zu erhalten und auch zu erfahren, was die Ihrigen machen, brauche