Full text: Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauss und Christian Ludwig Gerling

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im Sommer 1814 auf der Sternwarte, als der Grundstein zu dem 
Repsoldschen Kreis aufgeschürft wurde. Kalklöcher, Steinhaufen, 
Bauholzunterhandlungen etc. sind die Gegenstände derhalbiger Be 
schäftigung noch daneben. 
Auch von meinen Arbeiten kann ich Ihnen wenig oder nichts 
referieren. Ich habe in den letzten Jahren meine Vorlesungen etwas 
vernachlässigen müssen und deshalb mußte nach Vollendung meines 
Mskpts. zu den Beiträgen mein Hauptaugenmerk darauf gerichtet 
sein, hiermit wieder in Ordnung zu kommen. 
Eines Umstandes erlaube ich mir noch Erwähnung zu tun, um 
eine Frage und Bitte um Belehrung daran zu knüpfen. Wiegrebe 
schickte mir vor einiger Zeit einen Aufsatz über Erklärung der 
Rotation, den er Ihnen auch vor zwei Jahren geschickt zu haben 
erzählte. Ich muß nun gestehen, daß ich ihn nicht recht verstehe 
und s[it] v[enia] v[erbo] nicht recht klug daraus werden kann. 
Bei dieser Gelegenheit aber ist mir aufgefallen, daß die merk 
würdige Tatsache, daß die Planeten alle in demselben Sinn rotieren, 
wie sie umlaufen, 
meines Wissens wenigstens nirgends zur Sprache gebracht ist, um 
einen Grund dafür zu suchen oder anzugeben, obwohl dies doch 
nicht bloß als Zufall zu denken sein dürfte; und da ist mir die 
Idee gekommen, ob nicht der Schwingungspunkt einer an einem 
Faden pendulierenden Kugel eine Analogie darböte, die Sache be 
greiflich zu machen oder als notwendig darzustellen. Derselbe liegt 
weiter vom Aufhängungspunkt entfernt als der Schwerpunkt; ich 
sollte also denken, daß dadurch ein Streben entstünde, in dem Sinn 
der Bewegung um den Schwerpunkt zu rotieren, wenn beim Pendel 
Zeit dazu wäre. — Geht aber die Kugel immer rund um, so müßte, 
wenn ich nicht sehr irre, daraus Rotation entstehen. — Bei der Erde 
läge, salvo errore calculi et memoriae, der Schwingungspunkt, wenn 
ich die Sonne als Aufhängungspunkt A betrachte, ca. 150 Fuß jen 
seits des Mittelpunkts. — Kann das etwas erklären und ist es über 
haupt der Mühe wert, diese Idee weiter zu verfolgen? 
Von Ihnen und den Ihrigen bin ich seit mehreren Monaten 
ganz ohne Nachricht. Auch der Frau Ewald habe ich seit Ihrer 
letzten Durchreise nicht wieder geschrieben, sondern nur zuweilen 
kurze Notizen durch Hupfeid gewechselt, der mit E[wald] über 
orientalia korrespondiert. Ich werde ihr aber in diesen Tagen 
schreiben, um ihr eine Jugendfreundin zu empfehlen, die in dieser 
Zeit sich von Hamburg nach Tübingen übersiedelt. 
Wie sehr ich wünsche, von Ihnen einmal wieder einige Zeilen 
zu erhalten und auch zu erfahren, was die Ihrigen machen, brauche
	        
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