Full text: Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauss und Christian Ludwig Gerling

— 673 — 
Trotz dieses Ungemachs und mancherlei kleinen andern Ver 
drießlichkeiten haben sich die Meinigen doch noch recht gut ge 
halten und ich kann damit schließen, daß ich Ihnen sage, wir seien 
alle gesund. 
Mit dem Wunsche, daß dies auch hei Ihnen der Fall sei und 
mit den herzlichsten Grüßen an Thereschen 
Stets der Ihrige 
Gerling. 
Nr. 340. [Gerling an Gauß.] 
Marburg, d[en] 4. April 1844. 
Anbei übersende ich Ihnen endlich die magnetischen Beobach 
tungen des letzten Termins. Ich hoffe, daß sie im allgemeinen 
wenigstens ganz gut ausgefallen sein dürften. 
Sodann muß ich Ihnen vor der Hand privatissime einige Nach 
richt geben über einen gelungenen vorläufigen Versuch meines 
Kollegen Bunsen[ l ], hei welchem ich mittätig gewesen bin und der 
mit der Zeit recht wichtig werden zu können scheint. Die große 
Intensität des Lichts seiner Kohlensäule (wovon in Casselmanns 
Dissertation Nachrichten) hatte schon seit lange ihn zu dem Ge 
danken veranlaßt, daß sich davon vielleicht Anwendungen bei 
Leuchttürmen u[nd] dergleichen] machen ließen, wogegen ich 
ihm nur das Bedenken obmonierte, daß wahrscheinlich immer die 
Weitläufigkeit mit dem Apparat, den Säuren etc. für diesen Zweck 
die unumgänglich nötige Einfachheit würde vermissen lassen. — 
Nun schrieb ihm Berzelius ganz vor kurzem, daß, nach ihm zu 
gekommener vorläufiger Nachricht, das Licht in England jetzt zur 
Erleuchtung von Bergwerken angewendet werde. — Unmittelbar 
darauf hatte ein gebildeter Artillerieoffizier, der sich hier ein paar 
Tage auf hielt, geäußert: eine solche Beleuchtung müßte sich sehr 
vorteilhaft bei Belagerungen anwenden lassen, wo die Belagerten 
jetzt nachts Leuchtkugeln würfen, um die Bewegungen etc. der Be 
lagerer zu entdecken und zu vereiteln. — Er bat mich nun behülf- 
lich zu sein, um letzteres einmal vorläufig zu probieren. Nachdem 
wir uns durch einen Versuch mit Sonnenlicht von einem meiner 
Signal-Heliotrope überzeugt hatten, daß in den Entfernungen, 
worin die Belagerer zunächst so etwas brauchen, gewiß hinlänglich 
Licht werde verbreitet werden können, stellten wir um Mitternacht 
vom 21. auf 22. März die Kohlenflamme in den Brennpunkt eines 
Konkavspiegels von 120 mm Brennweite u[nd] 210 mm Breite und 
fanden dann folgende Resultate: 1.) in der Entfernung von 1200 
Fuß rhein. überzeugte ich mich selbst, daß man bei diesem Licht 
(von 50 Kohlen-Zink-Paaren, wie sie Casselmann beschreibt) noch 
[i Bimsen, Robert Wilhelm, geb. 1811, gest. 1899; der berühmte Chemiker war von 
1830—1851 Professor an der Universität Marburg.] 
Briefwechsel Gauß und Gerling. 
43
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.