Full text: Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauss und Christian Ludwig Gerling

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Ich teile Ihnen diese Sachen um so lieber mit, weil ich nicht 
dafür stehen möchte, daß von den vielen Gaffern, die den Versuch 
mitansahen, nicht einer oder der andere es unternähme, abenteuer 
liche Zeitungsnachrichten darüber zu verbreiten. Jedenfalls bitte 
ich aber, da ich B [unsen] nicht vorgreifen möchte, vorerst nichts 
davon zu publizieren. Ich werde weiter berichten, wenn es etwas 
Reelles zu berichten gibt. 
Noch füge ich eine Dissertation [ J ] bei, die kürzlich hier er 
schienen ist und doch wenigstens nicht bloß „Gedrucktes“ ist. 
Mit dem herzlichsten Wunsch, daß es Ihnen und den Ihrigen 
wohl gehe und der Bitte, Thereschen mich bestens zu empfehlen, 
der Ihrige 
Gerling. 
Nr. 341. [Gauß an Gerling.] 
Göttingen, 8. April 1844. 
Da Sie, mein wertester Freund, an meinen in diesem Winter 
mit dem Theodoliten vorgenommenen Versuchen einiges Interesse 
nehmen, so will ich doch ein paar Stunden benutzen, Ihnen darüber 
zu berichten, obwohl ich leider noch keineswegs zu einem genügen 
den Resultate gelangt hin. Indem ich dabei zunächst erst auf Ihre 
eignen Äußerungen in Ihrem Briefe Rücksicht nehmen will und 
daher letztem wieder einsehe, will ich vorher erst noch die übrigen 
Punkte des Briefes mit Wenigem erwidern. 
Zu dem 6f[üßigen] Merz habe ich vor einigen Monaten auch 
einen Lampenfilar-Mikrometer erhalten, aber bisher noch weiter 
nichts damit vorgenommen, als daß ich den Wert einer Schrauben 
umwindung bestimmt habe (34"); der Kopf ist in 100 Teile geteilt, 
und da man davon noch die 10 tel leicht schätzt, so ist das Ablesen 
auf 0,03" genau; wie genau man aber einstellen kann, werden erst 
künftige Versuche zeigen müssen. Über den eigentlichen optischen 
Wert des Fernrohrs selbst erlaube ich mir noch kein ahsprechendes 
Urteil, zumal da besonders im Winter ganz zufriedenstellender 
Luftzustand selten ist: (Im Vertrauen) aber kann ich doch Ihnen 
nicht verschweigen, daß ich bisher damit noch keine Himmels 
gegenstände so gesehen habe, daß meine Erwartung übertroffen 
wäre. 
Von meinen Söhnen in Amerika sind seit meinem letzten Briefe 
an Sie noch keine weitern Nachrichten eingelaufen. Eugen wohnt 
übrigens in St. Charles (nur wenige Meilen von St. Louis entfernt); 
von Wilhelms Wohnort kann ich aber noch keinen Namen angeben. 
Früher wohnte er in Glasgow (auch am Missouri weiter oberhalb), 
t 1 Gemeint ist die Dissertation von Karl Schaumann: „De Linea Sinunm“, Marburg, 
1843; vgl. hierzu Brief Nr. 341, S. 684.] 
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