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zusuchen, und es sind Fälle bekannt, daß solche aus unbekannten
Gründen wiederholt (bis zu neunmal wiederholt) versagt worden
ist. — Was nun aber anfangen, wenn er sich auch für das ]Nein
entscheidet? ist die zweite Frage. Hierüber machen wir also jetzt
Projekte, unter welchen das ihm selbst bis jetzt am meisten zu
zusagen scheint, daß er sich in Utrecht zu der Prüfung der Schiffs
und Kolonialärzte sistiert, wodurch er im Fall des Bestehens gleich
ein festes Gehalt sich erwürbe. — Mir leuchtet es aber nicht recht
ein, zu diesem Projekt zu schreiten, ehe versucht ist, ob nicht
irgendwo sonst im deutschen Vaterland auch ein „fremder“ junger
Arzt, der am Krankenbett seine Schuldigkeit tun kann und sich
vor keinem unbefangenen Examen in deutscher Sprache scheut,
ein Unterkommen finde. Ich habe also angefangen, deshalb Er
kundigungen einzuziehen (und bitte also namentlich auch Sie, falls
Sie mir dazu mit irgendeiner Nachricht hehülflich sein können,
dieselbe mitzuteilen). Ein drittes Projekt, bis jetzt freilich noch
sehr unreif, ist es aber, wozu ich Ihre freundschaftliche Hülfe zu
nächst mir erbitte. Es besteht dieses in der Auswanderung nach
Amerika, wo es vielleicht möglich wäre, auf den Grund seiner ärzt
lichen Kenntnise sich ein Lebensglück zu bauen, da er zu einer
Auswanderung, um das Land zu bauen, keine Mittel besitzt. Dieses
Projekt würde mir des Klimas und der Lebensgefahr willen selbst
noch viel lieber sein als das holländische, wenn doch einmal (und
das sehe ich, wird mir unvermeidlich bevorstehen) von dem ein
zigen Sohn auf zeitlebens geschieden sein muß. — Ehe aber dieses
Projekt nur mit in Rechnung kommen kann, bedarf ich genauer
und gewissenhafter Nachrichten über eine Menge Einzelheiten, und
bin gesonnen, mich dieserhalb an Ihre Söhne zu wenden, die der
dortigen Verhältnisse ganz kundig sind und mich gewiß gern und
treu beraten. — Deshalb ergeht an Sie meine Bitte: Mir sobald als
möglich die Adressen Ihrer beiden Hrn. Söhne zu geben, so genau,
daß ein hier zu Post gegebener Brief sie gewiß erreicht. — Haben
Sie Gründe, weshalb Sie glauben, daß der eine oder andere von
ihnen mir nützlicher raten könne, so teilen Sie sie mir gewiß mit,
sonst dachte ich um des Seewegs willen an beide abgesondert auf
zwei verschiedenen Wegen zu schreiben.
In der Hoffnung, hierin keine Fehlbitte zu tun und nur noch
die herzlichsten Empfehlungen an Thereschen hinzufügend
der Ihrige
Gerling.
Nr, 358,
[Gerling an Gauß.]
Marburg, d. 20. Juni 1846.
Anbei erhalten Sie, mein hochverehrter Herr und Freund, end
lich die magnetischen Beobachtungen des letzten Termins. Es haben