Full text: Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauss und Christian Ludwig Gerling

11 
ISiiSäsSi 
733 
zusuchen, und es sind Fälle bekannt, daß solche aus unbekannten 
Gründen wiederholt (bis zu neunmal wiederholt) versagt worden 
ist. — Was nun aber anfangen, wenn er sich auch für das ]Nein 
entscheidet? ist die zweite Frage. Hierüber machen wir also jetzt 
Projekte, unter welchen das ihm selbst bis jetzt am meisten zu 
zusagen scheint, daß er sich in Utrecht zu der Prüfung der Schiffs 
und Kolonialärzte sistiert, wodurch er im Fall des Bestehens gleich 
ein festes Gehalt sich erwürbe. — Mir leuchtet es aber nicht recht 
ein, zu diesem Projekt zu schreiten, ehe versucht ist, ob nicht 
irgendwo sonst im deutschen Vaterland auch ein „fremder“ junger 
Arzt, der am Krankenbett seine Schuldigkeit tun kann und sich 
vor keinem unbefangenen Examen in deutscher Sprache scheut, 
ein Unterkommen finde. Ich habe also angefangen, deshalb Er 
kundigungen einzuziehen (und bitte also namentlich auch Sie, falls 
Sie mir dazu mit irgendeiner Nachricht hehülflich sein können, 
dieselbe mitzuteilen). Ein drittes Projekt, bis jetzt freilich noch 
sehr unreif, ist es aber, wozu ich Ihre freundschaftliche Hülfe zu 
nächst mir erbitte. Es besteht dieses in der Auswanderung nach 
Amerika, wo es vielleicht möglich wäre, auf den Grund seiner ärzt 
lichen Kenntnise sich ein Lebensglück zu bauen, da er zu einer 
Auswanderung, um das Land zu bauen, keine Mittel besitzt. Dieses 
Projekt würde mir des Klimas und der Lebensgefahr willen selbst 
noch viel lieber sein als das holländische, wenn doch einmal (und 
das sehe ich, wird mir unvermeidlich bevorstehen) von dem ein 
zigen Sohn auf zeitlebens geschieden sein muß. — Ehe aber dieses 
Projekt nur mit in Rechnung kommen kann, bedarf ich genauer 
und gewissenhafter Nachrichten über eine Menge Einzelheiten, und 
bin gesonnen, mich dieserhalb an Ihre Söhne zu wenden, die der 
dortigen Verhältnisse ganz kundig sind und mich gewiß gern und 
treu beraten. — Deshalb ergeht an Sie meine Bitte: Mir sobald als 
möglich die Adressen Ihrer beiden Hrn. Söhne zu geben, so genau, 
daß ein hier zu Post gegebener Brief sie gewiß erreicht. — Haben 
Sie Gründe, weshalb Sie glauben, daß der eine oder andere von 
ihnen mir nützlicher raten könne, so teilen Sie sie mir gewiß mit, 
sonst dachte ich um des Seewegs willen an beide abgesondert auf 
zwei verschiedenen Wegen zu schreiben. 
In der Hoffnung, hierin keine Fehlbitte zu tun und nur noch 
die herzlichsten Empfehlungen an Thereschen hinzufügend 
der Ihrige 
Gerling. 
Nr, 358, 
[Gerling an Gauß.] 
Marburg, d. 20. Juni 1846. 
Anbei erhalten Sie, mein hochverehrter Herr und Freund, end 
lich die magnetischen Beobachtungen des letzten Termins. Es haben
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.