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Der Schüler, welcher sich mit Kegelschnitten beschäftigt, ist
bereits reif genug, um in tiefere Gedanken einzndringen, falls sie
faßlich dargestellt sind. Beim Unterrichte erfuhr ich stets selbst
von neuem, daß gerade der Zusammenhang und die Unendlich
keitsfrage den jugendlichen Geist mächtig anregt und ihm be
sondere Lust verleiht zu eingehender Betrachtung, zur Bewältigung
auch des weniger Fesselnden in der Schulmathematik. Der Schüler
kann und soll nicht von Fragen ganz fern gehalten werden, welche
für die Schulmathematik wesentlich, aber noch ein Gegenstand
neuer Untersuchungen von Gelehrten sind; es schadet nicht ein
mal, wenn er nicht selten seine Unfähigkeit erkennt, gewünschte
Ziele zu erreichen. Selbstverständlich bedarf er dann einer
Leitung, aber nicht einer, die solche sich lebhaft aufdrängenden,
unvermeidlichen Fragen einfach zurückstößt. Darum ist das Buch
absichtlich in einer Form behandelt worden, die für den Unter
richt gebraucht werden kann; es möchte mit dafür eintreten, daß
Überhäufung mit bloßen Übungen auf den Schulen vermieden und
durch Erleichterung der Methode dennoch Exaktes erreicht wird.
Darum sind auch aus der Praxis hervorgegangene Erleichterungen
und Winke, selbst Yersregeln, die sich vielfach bewährt haben,
angegeben worden.
Die natürlich kurz gefaßte Einleitung wird beim Durch
nehmen des eigentlichen Inhaltes dieser Kegelschnittdarstellung
allmählich ganz verstanden werden, auch von dem, der „Die
Grundsätze und das Wesen des Unendlichen“ (B. G. Teubner)
nicht kennt, selbst vom Schüler (nach meiner eigenen Erfahrung).
Die Kegelschnitte sind ein Beispiel, an dem man den praktischen
Nutzen der räumlichen Vorstellung des Unendlichen besonders
deutlich kennen lernen kann, auch wenn man erst als Primaner
oder Student oder noch später sich mit dieser Auffassung be
kannt macht. Jüngere Schüler, die von vornherein im mathe
matischen Unterrichte das Unendliche derart kennen lernten,
fanden sich, wie ich sogleich nach und bei dem Entstehen dieser