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XYII. Der Pythagoreische Lehrsatz hei gemischter
W eitenhehaftung.
Da der Pythagoreische Lehrsatz oder die Proportion, durch die er ersetzt
werden kann, oder auch die goniometrische Funktion für die analytische Geo
metrie das wichtigste Mittel ist und wir die analytische Geometrie der Kegel
schnitte auch für gemischte Weiten!ehaftung andeuten müssen, so werden wir
vor allem Klarheit darüber suchen, oh das Quadrat und die zweite Potenz einer
unendlichkleinen Größe dasselbe sind. Es galt ja der Grundsatz, daß eine
¿-Größe, mit sich selbst multipliziert, ein Eesultat ergibt, welches dem Un
endlichkleinen zweiter Ordnung angehört. Man sollte aber vermuten, daß ein
Quadrat mit der Seite 8 in die Flächenvorstellung des Unendlichkleinen erster
Ordnung gehöre. Auch ist nicht sofort klar, was der Pythagoreische Lehrsatz
bedeutet, wenn z. B. eine Kathete endlich, die andere unendlichkleiu sein soll.
Dazu sind folgende Betrachtungen nötig.
Eine einzelne Strecke hat keine bestimmte Größe. Die Einheit logisch und
die arithmetische Einheit besitzt eine gewisse Selbständigkeit, eine einheitliche
Strecke aber hat als Einheitsgröße nur einen Sinn, wenn sie mit anderen ver
glichen wird. Ein einzelnes Quadrat hat keine bestimmte Quadratflächengröße,
sondern besitzt eine flächenhafte Bestimmtheit in seiner Größe nur im Vergleich
mit anderen z. B. dadurch, daß man sich zwei Quadrate mit gleicher Seite
neheneinandergelegt vorstellt. Heißt die eine größere Seite des entstehenden
Rechteckes 1+1, während die senkrecht dazustehende Quadratseite 1' heißen
möge, so findet die Verhältnisheziehung von 1 und 1 + 1 in der einen Dimension
der längeren Rechteckseite statt. Legt man vier Quadrate zu einem einzigen mit
doppelter Seite zusammen, so sind beide Dimensionen mit dem Verhältnisse
vorgestellt und zwar beide mittels derselben Behaftung, denn die Zahl 2 gehört
der endlichen Behaftung an, das quadratische Verhältnis von einem Quadrate
zu den vier Quadraten des zusammengesetzten Quadrates mit der Seite 2 gehört
als Zahl 4 ebenfalls der endlichen Behaftung an.
Stellt man sich ein unendlichkleines Quadrat vor mit der Seite 8 X und
ein solches mit der Seite 2 • ¿j, so stehen ihre Flächen im Verhältnisse ¿ D : 4
<5° = 1; 4. Das Verhältnis ist also ebenso wie hei der endlichen Eiuheitsseite.
Es liegt hier nur dadurch ein Unterschied vor, daß man sich die Einheitsseite
das eine Mal als unendlichklein, das andere Mal als endlich vorstellen will; die
Benennung Deltaquadrat, hier absichtlich nicht geschrieben delta hoch zwei,
sondern S 3 , ist eine andere als heim Endlichen.