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zugesetzt die klassische Erklärung; „Das Wort „vernünftig“ ist
hier nur so zu verstehen, dass die Funktionen das Mass für die
Vernunft des Subjekts, das mit ihnen operiert, ergehen.“
Es werden nun solche vernünftige Funktionen der Präzisions-
mathematik mit empirischen Kurven verglichen. „Wir überzeugen
uns, dass wir jede empirische Kurve durch eine vernünftige Funk
tion mit beliebiger Annäherung ersetzen können“ (S. 104). Es
wird ein Beispiel einer Methode (natürlich mit „Definitionen“) ge
geben „zur Erreichung einer vernünftigen Funktion mit gewollten
Eigenschaften“; jeder Mathematiker wird sofort andere Methoden
ausdenken können. Für die Handhabung folgt „noch ein gewisses
Gefühl für das Praktische, Zweckmässige und Erreichbare“, kurz
man ist wieder von der „Präzisionsmathematik“ zum „Approxi
mieren“ gekommen (nämlich einer vernünftigen Funktion durch
einfache analytische Ausdrücke). Es scheint denn doch, als wenn
diese mittelst der Grenzmethode erreichte neuere Grundlage recht
kompliziert sei. Klein bedauert, dass „heutzutage die Approximation
der Funktionen durch endliche (!) Reihen vor der Frage nach der
exakten Darstellung durch unendliche Reihen (Taylorsche, Fou-
riersche Reihe)“ zurückgeschoben ist (S. 109). Letztere Frage käme
in den Anwendungen nie zur Geltung. Die Richtung jener Lehr
bücher wird bedacht mit dem Worte Einseitigkeit und: „Es ist dies
im eigentlichen Sinne des Wortes Scholastik“ (!).
Wir haben gesehen, wie diese neueren Untersuchungen und
sogenannten Errungenschaften der Mathematik untereinander Zu
sammenhängen. Allen ist gemeinsam das Festhalten an der Linies
methode, aber auch die Zuneigung zur Mengenlehre. Klein spricht
gern von den automorphen Funktionen (über deren Theorie ein
Buch Fricke-Klein geschrieben ist). Die Mengenlehre soll (S. 238)
„nicht nur für geometrische Figuren der Theorie der automorphen
Funktionen, sondern genau so für zahlreiche andere Teile der Geo
metrie ihre grundlegende Bedeutung“ besitzen. Sie biete der Geo
metrie ihre Hülfe, er hofft, dass auch die Geometriker jene fördern
würden. „Bisher erscheinen die Beispiele, welche die Mengen
theoretiker heranbringen, vielfach als etwas Künstliches, während
wir doch, von der Geometrie ausgehend, wie wir sahen, auf
genuinem Wege zu echten Fragen der Mengenlehre geführt werden.
Die Geometrie ist da noch der wunderbarsten Weiterbildungen
fähig“. Möge uns der Himmel davor bewahren!
Vor dem Unendlichen i. A. ausser „dem um so bewunderns
werteren Verdienste G. Cantors“ (S. 208) hat jene Richtung eine