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können zwischen mechanischen und optischen Eigenschaften des
Raumes unterscheiden. Brstere finden in der freien Beweglichkeit
starrer Körper ihren mathematischen Ausdruck, letztere in der
Gruppierung der den Raum durchziehenden geraden Linien (der
Lichtstrahlen oder der vom Auge ausgehenden Yisierlinien)“. In
Übereinstimmung mit Pasch (Vorlesungen über neuere Geometrie,
Leipzig 82) sieht er „die räumliche Anschauung als etwas wesent
lich Ungenaues an — mag nun von der abstrakten Anschauung
die Rede sein, wie sie uns durch Gewöhnung (!) geläufig geworden
ist, oder von der konkreten Anschauung, die bei empirischen Be
obachtungen zur Geltung kommt. (Darin stimme er gut mit Pasch
überein, nicht in bezug auf die Bedeutung der Axiome.) Das
Axiom ist mir nun die Forderung, vermöge deren ich in die un
genaue Anschauung genaue Aussagen hineinlege“. Die zu den
Axiomen führende Abstraktion sollen wir „unwillkürlich vollzie
hen. Das, M as in der Anschauung oder im Experimente nur ap
proximativ gegeben ist, das formulieren wir in exakter Weise,
weil wir andernfalls damit nichts anzufangen wissen (S. 572)“.
Leider wird auch neuerdings versucht, diesen Unterschied von
approximativer Mathematik und von exakter oder präziser in den
Unterricht der höheren Schulen hineinzubringen, wofür besonders
Klein selbst tätig ist (Kommission der Naturforscher- und Ärzte
versammlung). Dass man — sogar schon ein kleines Kind —
ausser und nach Anregung durch die Wahrnehmung abstrahieren
kann, dass sogar jedes Kind dieses fortwährend versucht, das
wird ganz übersehen. Eine Raumvorstellung in genauer und exak
ter Weise gibt es gar nicht!? Wenigstens weicht Klein in jenem
Aufsatze von einer Ansicht ab, die ihm „in der mathematischen
Literatur fast allgemein verbreitet zu sein scheint (S. 571), näm
lich, dass die Axiome die Tatsachen der räumlichen Anschauung
„so vollständig formulieren, dass es bei geometrischen Betrach
tungen unnötig sein soll, auf die Anschauung als solche zu
rekurrieren, es vielmehr genügt, sich auf die Axiome zu berufen“.
„Eine geometrische Betrachtung rein logisch zu führen, ohne
mir die Figur, auf welche dieselbe Bezug nimmt, fortgesetzt
vor Augen zu halten, ist jedenfalls mir unmöglich.“ Eine
bloss rechnende analytische Geometrie, welche von den Figuren
abstrahiert, könne er nicht als „eigentliche“ Geometrie gelten
lassen. Die „Berechtigung der nichteuklidischen Geometrie (unter
nichteuklidischer Geometrie die reale Disziplin und nicht bloss