Full text: Lehrbegriff der Optik und Perspectiv ([Theil 7])

z'6 Die Perspectiv. 
trachtenden Gegenständen entfernt ist, desto kleiner 
erscheinen sie: auch ändert sich ihre scheinbare Ge 
stalt, sobald sie von einer andern Seite angesehen 
werden. Wer weiß es nicht, daß einerley Sache 
von der einen Seite betrachtet verzogen und unor 
dentlich aussehen, von einer andern Seite betrachtet 
aber weit ordentlicher und bester ins Auge fallen 
könne. Von mehrern hinter einander liegenden 
Sachen werden die hintern entweder ganz oder zum 
Theil durch die vordem bedeckt, und dem Anblick 
des Auges entzogen. Wssnn es also bey einer pcr- 
spectivischen Zeichnung nicht gleichgültig ist, welche 
Theile am meisten und deutlichsten ins Auge fal 
len sollen, so muß man einen solchen Gejrchks- 
pünct wählen, wobey diese Theile weder von 
andern bedeckt, noch wegen zu großer Ent 
fernung vom Auge sehr klein und undeutlich 
erscheinen. 
Hat man eine weit in die Ferne laufende hori 
zontale Gegend zu zeichnen, so scheinen die entfern 
ten Gegenstände desto mehr aus einander gefetzt, je 
höher das Auge siehet. Deswegen bildet man ge 
wöhnlich die Gegend so ab, wie sie dem Zuschauer- 
erscheinen würde, wenn er sie aus einem hoch liegen 
den Fenster eines Gebäudes betrachtete, oder sich 
doch sonst auf einer Anhöhe befände, und von der 
selben die Gegend übersehen könnte. 
izo. §. 
Es ist nicht wohl möglich, der Regel des vo 
rigen §. jedesmahl in allen Stücken ein Genüge zu 
leisten, weil doch allemahl einige Theile bedeckt, an 
dre wegen ihrer Entfernung klein erscheinen müssen. 
Demnach muß man nur suchen die- davon abhan. 
gm dm
	        
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