Full text: Grundzüge der Geodäsie (3. Teil)

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C. Höhere Geodäsie 
mit Vorteil ersetzen, weite Verbreitung gefunden. Das Invar ist 
eine Nickelstahllegierung, deren Ausdehnungskoeffizient rund 
1 • 10” 6 , also nur y i0 desjenigen von Platin und Stahl ist. Die 
Verwendung dieses Materials ermöglicht es, dem Temperaturfehler 
seinen gefährlichen Charakter zu nehmen, da hier einer Tempe 
raturunsicherheit von 1 0 nur mehr 1 mm Längenfehler auf 1 km 
entspricht. Der Grundgedanke aller dieser Apparate besteht darin, daß 
bei konstantem Zug an den Draht- oder Bandenden, der durch eine 
Federwage geprüft werden kann, zwei an den Apparatenden aufge 
brachte Marken (Nullstrich einer feinen mm-Teilung) nach Berück 
sichtigung der Temperaturverbesserung und der wegen verschiedener 
Höhe der Apparatenden nötigen Neigungsverbesserung stets den 
gleichen Abstand besitzen. Die Länge des Apparates beträgt selten 
weniger als 25 m. Zur Messung werden Spannstative und isolierte 
Markenträger, die um die Apparatlänge voneinander abstehen, 
benützt. Zeigt die Federwage die richtige Spannung (meist 15 kg 
bei 25 m Länge) an, so wird die Stellung der Strichmarken der 
isolierten Träger auf den beiden Teilungen an den Apparatenden 
mit der Lupe bis auf Y 10 mm wiederholt abgelesen, außerdem 
auch die Temperatur und der Höhenunterschied zweier Nachbar 
marken bestimmt. Damit sind im großen und ganzen die Unter 
lagen für die Grundlinienberechnung gewonnen. 
Diese Apparate besitzen den starren Apparaten gegenüber 
einige Vorteile: 
1. vor allem sind sie sehr einfach und billig und ermög 
lichen einen sehr raschen Arbeitsfortschritt; 
2. sind wegen der größeren Apparatlänge viel weniger Sta 
tive nötig; es wird also die durch unvermeidliches Herumtreten 
entstehende Bodenschwankung, welche sich auf die Markenträger 
und damit auf die Ablesungen überträgt, nicht so oft im End 
resultat enthalten sein wie bei Verwendung der kürzeren Stangen 
apparate. 
Dagegen besitzen sie diesen gegenüber auch einige Nachteile, 
welche sie den modernen starren Apparaten nicht ganz gleich 
wertig erscheinen lassen, wenn es sich um die Erzielung höchster 
Genauigkeit handelt. 
Diese Nachteile sind hauptsächlich folgende: 
1. die Länge neuer Invarapparate ändert sich bei Erschütte 
rungen manchmal sprungweise um merkliche Größen. Durch starke 
künstliche Erschütterungen vor der Apparateichung kann man 
zwar, wie es scheint, diesen Übelstand beheben; die Untersuchungen
	        
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