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C. Höhere Geodäsie
senkrechten Lotebene liegenden Komponenten £, rj der Zenith
abweichung werden nach Norden bzw. Osten positiv gezählt. Die
Zählung der entsprechenden, gleich großen Lotabweichungen er
folgt im entgegengesetzten Sinne. Aus dem kleinen sphärischen
Dreieck ZJ)Z! entnimmt man mit hinreichender Genauigkeit die
Beziehungen:
(336) £ = 0cos £, rj = & sin £,
n
sin B
(337)
COS £
Wenn man bedenkt, daß die Winkel der Lote L, L' mit einer
gemeinsamen Äquatorebene AA (Fig. 263) und diejenigen der zu
i, L' parallelen Meridianebenen mit der Ebene eines gemeinsamen
Nullmeridians M 0 (Fig. 264) nichts anderes sind als die geogra
phischen Koordinaten cp, cp' und Ä, U, so wird die Richtigkeit der
weiterhin in Fig. 264 enthaltenen Bezeichnungen einleuchten. Nach
dieser Figur ist aber unter Berücksichtigung des Umstandes, daß
|, r\ und l'— l im Vergleich zu cp und cp' unendlich klein sind:
£ = V ~ <P,
rj = (k' — ä) cos cp .
(338)
Diese Gleichungen dienen zur Berechnung der Lotabweichungs
komponenten aus den Beobachtungen. Die Größe und Richtung der
Gesamtabweichung ergibt sich aus £ und rj nach den Gleichungen
(337). Für ein beliebiges Azimut A ist, wie man sich leicht über
zeugen kann, die Lotabweichungskomponente:
(339)
&A = 0 cos (A — i) .
Die Komponente rj senkrecht zum Meridian kann, wie hier
ohne Beweis 1 ) mitgeteilt werden soll, auch aus Azimutmessungen
abgeleitet werden. Bedeutet A das für das Ellipsoid geodätisch
abgeleitete und A' das astronomisch bestimmte geoidische Azimut
einer von P bzw. P' ausgehenden Richtung, so besteht die Be
ziehung:
rj = (A' — A) ctg cp.
(340)
1) Wegen des Beweises siehe Helmert, Die mathematischen und
physikalischen Theorien der höheren Geodäsie, I. Teil, Leipzig 1880,
Seite 516, oder auch Jordan, Handbuch der Vermessungskunde, III.
Band, 5. Aufl. Stuttgart 1907, Seite 613.