Full text: Grundzüge der Geodäsie (3. Teil)

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ß. Niedere Geodäsie 
Im Altertum scheint die Feldraeßkunst hauptsächlich durch 
die Ägypter, Griechen und Römer gepflegt worden zu sein, jedoch 
ohne daß sie durch diese Völker eine Ausbildung erfahren hätte. 
Auch im Mittelalter sind keine nennenswerten Fortschritte zu ver 
zeichnen. Die Erfindung des Meßtisches durch Praetorius 
(1537 —1616) fällt bereits in die Neuzeit. 
Ein kräftiger, heute noch nicht abgeschlossener Aufschwung 
der Feldmeßkunst setzte am Anfang des 19. Jahrhunderts mit 
dem Beginn der großen Landesvermessungen für Steuer- und 
Eigentumszwecke in den europäischen Kulturstaaten ein. Erst die 
Entwicklung der letzten hundert Jahre hat die Feldmeßkunst ihres 
überkommenen rein handwerksmäßigen Charakters allmählich ent 
kleidet und sie, unbeschadet ihrer praktischen Bedeutung, auf eine 
wissenschaftliche Grundlage gestellt. 1 ) 
1) Siehe hiezu Cantor, Die römischen Agrimensoren und ihre 
Stellung in der Feldmeßkunst, Leipzig 1875 und J ordau-Steppes, 
Das deutsche Vermessungswesen, Stuttgart 1882. 
Die Literatur über niedere Geodäsie ist außerordentlich reich 
haltig. Als die wichtigsten Lehrbücher sind zu nennen; Bauern 
feind, iElemente der Vermessungskunde, Stuttgart, verschiedene Auf 
lagen, Jordan, Handbuch der Vermessungskunde, II. Band, Stuttgart, 
verschiedene Auflagen, Vogler, Lehrbuch der 'praktischen Geometrie, 
Braunschweig 1885 und 1894, Hammer, Lehrbuch der elementaren 
praktischen Geometrie, Leipzig 1911, Hartner-Wastler, Niedere Geo 
däsie, 10. Aufl. Wien 1910, Hohenner, Geodäsie, Leipzig und Berlin 
1910 und Eggert, Einführung in die Geodäsie, Leipzig 1907. Ein 
wichtiges hauptsächlich für die geodätische Rechenpraxis bestimmtes 
Sammelwerk sind die trigonometrischen und polygonometrischen Rech 
nungen in der Feldmeßkunst von F. G. Gauß, 2. Aufl. Berlin 1893. 
Für das Studium der geodätischen Instrumentenkunde sind Voglers 
Abbildungen geodätischer Instrumente (mit ergänzendem Text), Berlin 
1892, ein vorzügliches Hilfsmittel. Die von W. v. Dyck verfaßte Lebens 
beschreibung Georg von Reichenbach, München 1912, gibt sehr interes 
sante Aufschlüsse über die unvergänglichen Verdienste Reichenhachs um 
die Entwicklung der geodätischen (und astronomischen) Meßinstrumente. 
Reiche literarische Fundgruben sind auch die verschiedenen geo 
dätischen Fachzeitschriften. Insbesondere bringt die Zeitschrift für 
Vermessungswesen neben zahlreichen wissenschaftlichen Abhandlungen 
alljährlich eine Zusammenstellung der Neuerscheinungen auf dem 
Gesamtgebiet der Geodäsie und den angrenzenden Wissensgebieten. 
Unter den anderen Zeitschriften nehmen die Zeitschrift des Ver 
eins der höheren bayerischen Vermessungsbeamten (früher Zeitschrift des 
Bayerischen Geometervereins) und die Zeitschrift für Instrumenten 
kunde eine hervorragende Stelle ein.
	        
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