Die projektive Geometrie.
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Hierüber möchte ich einige Bemerkungen beifügen, selbst
auf die Gefahr hin, dafs sie an dieser Stelle nicht allgemein ver
ständlich sind. Die Aufgabe der projektiven Geometrie geht
weiter, als sie meistens gefafst wird. Es genügt nicht, die ein
zelnen Gebilde zu definieren und ihre Eigenschaften zu entwickeln.
Wir müssen aufserdem die Gesamtheit der Transformationen unter
suchen, dabei aber auch die einzelnen Transformationen klassifi
zieren und ihre Besonderheiten kennen lernen. Endlich müssen
wir wieder die sämtlichen in sich abgeschlossenen Systeme von
Transformationen aufstellen und deren charakteristische Eigen
schaften entwickeln. Hierdurch tritt die projektive Geometrie in
enge Beziehung zur Theorie der Lieschen Transformations-Gruppen.
Für den Raum hängt die Gruppe sämtlicher projektiver Umge
staltungen von 15 Parametern ab. Zur Aufgabe dieser Theorie
gehört es, die sämtlichen Untergruppen in Klassen einzuteilen.
Da interessieren zunächst die eingliedrigen Untergruppen, bei
denen jedesmal die Punkte in gewissen Linien und diese Linien
sämtlich in sich verbleiben. Aber auch die Untergruppen mit
einer gröfsern Zahl von Parametern müssen gefunden werden,
und zu ihnen gehören diejenigen, durch welche die Bewegung
in einer euklidischen oder nicht - euklidischen Raumform be
schrieben wird.
Auch die Frage nach den verschiedenen Möglichkeiten, welche
unserer Erfahrung genügen, kommt darauf hinaus, die verschie
denen Untergruppen der allgemeinen projektiven Gruppe aufzu
stellen und jede zu prüfen, ob sie mit der Erfahrung vereinbar
ist. Für einen gewissen allseitig begrenzten Bereich ist diese
Frage bereits hier vollständig gelöst. Wie wir aber für den
ganzen Raum zum Abschlufs gelangen, müssen wir späteren Dar
legungen Vorbehalten.