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Vierter Abschnitt. § 10.
verschieden sein kann, wenn die Verknüpfung auf verschiedenem
Wege erfolgt. Dafs die erste Voraussetzung berechtigt ist, zeigen
die Untersuchungen der drei ersten Abschnitte, in denen diese
Voraussetzung stets stillschweigend gemacht worden ist; dafs sie
aber nicht notwendig ist, hat die vorangehende Untersuchung
gelehrt.
Auch die Gleichförmigkeit des Raumes, die ja selbstverständlich
gefordert werden mufs, bleibt in vollem Mafse bestehen, so lange
man nur einen gewissen endlichen Bereich um jeden einzelnen
Punkt betrachtet. Aber nur in diesem Sinne kann die Gleich
förmigkeit von vornherein gefordert werden. Einen Beweis, dafs
der Raum auch als Ganzes gleichförmig sein mufs, wird man
schwerlich liefern können; deshalb ist man genötigt, die Berech
tigung der neuen Raumformen so lange anzuerkennen, bis ein
solcher Beweis erbracht ist. Die Annahme, dafs alle Geraden
auch als Ganze kongruent sein müssen, ist nur eine Folgerung
daraus, dafs der Raum auch als Ganzes gleichförmig sei, also
ebenfalls durchaus nicht in sich berechtigt.
So versuche man zu beweisen, dafs der Erfahrungsraum,
selbst unter der Annahme, dafs die Winkelsumme eines Dreiecks
zwei Rechte beträgt, nicht unter die in den §§ 3 und 8 angege
benen Formen fallen kann. Nur bleibe man bei wirklichen Gründen
und hüte sich, diejenigen Eigenschaften, deren Vorhandensein
man beweisen will, von vornherein ohne Beweis als notwendig
zu verlangen. Handelt man nach dieser Vorschrift, so wird man
sich ohne Zweifel vergebens bemühen.
Zwar wird mancher sagen, die neuen Raumformen seien
nicht so schön) wie z. B. die euklidische; aber darum handelt es
sich nicht, was dem Geschmack des einzelnen zusagt, sondern
nur darum, was wahr ist. Gewifs, im Ausspruch der Sätze für
den euklidischen Raum zeigt sich eine gröfsere Gleichförmigkeit;
wenn ein allgemeiner Satz gewisse Ausnahmen zuläfst, so kann
man diese Ausnahmen sogar durch Einführung uneigentlicher
Gebilde vollständig beseitigen. Namentlich möchte ich hinweisen
auf den Satz, dafs in der euklidischen Geometrie stets zwei ver
schiedene Lagen desselben festen Körpers erhalten werden können
durch Drehung um eine gerade Linie und durch Verschiebung
längs derselben Geraden. Dieser Satz gründet sich wesentlich