Astronomischer Breitenkreis. 136
Astronomische Dämmerung.
dessen Breite, jb nachdem diese auf den
Erd- oder Sonnenmittelpunkt bezogen
wird. Die von der Erde aus beobachtete
Breiteheifstdie geocentrische Breite,
die auf den Mittelpunkt der Sonne be
zogene die heliocentrische Breite
des zu unserem Sonnensystem gehören
den Gestirns.
Astronomischer Breitenkreis, s. den
vor. Art.
Astronomische Dämmerung. 1. Däm
merung ist die Erleuchtung dev Erd
oberfläche vor dem Aufgang und nach
dem Untergang der Sonne durch Brechung
und Spiegelung der Lichtstrahlen in dev
Erd-Atmosphäre. (Vergl. Astronom. Strah
lenbrechung). Erstere heifst Morgen -
Dämmerung,letztere Abe n d-D. Eben
so wie der von der Sonne erleuchtete
Mond sein erhaltenes Licht uns zusendet,
wie bei nahe unter dem Horizont stehen
der Sonne erleuchtete Wolken, die Mor
gen- und die Abendröthe uns erscheinen,
wie bei Tage auch diejenigen Gegenstände,
welche nicht unmittelbar von der Sonne
beschienen werden, hell leuchten, in
schmalen, mit hohen Gebäuden einge-
fafsten Höfen die untersten Zimmer noch
erhellt werden, indem das Sonnenlicht
in den zusammenhängenden Theilchen
der Atmosphäre sich hierher fortpflanzt,
eben so verbreitet die erleuchtete atmo
sphärische Luft eine Helligkeit, welche
mit der Annäherung der Sonne an den
Horizont zu- und mit deren Entfernung
abnimmt.
In welchem Stande gegen den Horizont
eines Orts die Sonne anfängt, die obersten
Luftschichten zu erleuchten, ist nicht
ganz festgestellt, und kann es auch nicht,
weil von den mehr oder weniger wässeri
gen Beimengungen deijenigen Luftschich
ten, welche die Sonne zuerst oder zuletzt
trifft, die Erscheinu-ng der Dämmerung
mit abhängt. Sie wird im Mittel 18°
angegeben, und diese Dämmerung ist die
astronomische Dämmerung, wäh
rend unter bürgerlicher Dämme
rung diejenige D. verstanden wird, bei
welcher man Gegenstände noch deutlich
erkennen kann, und für diese wird der
Stand der Sonne im Mittel zu 6° unter
dem Horizont angenommen.
Ist nämlich HH‘ der scheinbare Hori
zont für den Ort 0, und steht die Sonne
um den Winkel HOA — H' OA' = 18° unter
dem Horizont, hat also die Sonne die
Richtung CE=CE', so dafs die Bogen
UE= D'E' = 18° betragen, so ist der durch
EE' gelegte Kreis (astronomischer
D ärn m e r u n gs kre i s) die Dämmerungs
grenze für den Ort 0.
2. Ist 0 ein Ort imAequator und
steht die Sonne ebenfalls daselbst, so be-
Fig. 8(5.
trägt die Zeit jeder astr. I)., der Morgen-
und der Abend-D.
18°
ö™o x 24 Stunden = 1 Stunde 12 Minuten,
obO
die bürgerliche 3 derselben = 24 Minuten.
3. Ist 0 ein Ort im Pol und ist die
Sonne aus dem gleichnamigen Wendekreis
in den Aequator getreten, so geht
sie im Horizont auf und unter. Die
Sonne hat auf dem Wege vom Wende
kreis in den Aequator einen Bogen von
23|° beschrieben und dazu 3 Monate Zeit
bedurft, und bedarf nun eben so viel Zeit,
um nach der entgegengesetzten Sonnen
wende zu gelangen, mithin beträgt an
18°
dem Pol die Zeit der a. D. rrTÖ x 3 Mo-
23 7
nat = 2 Monat 9 Tage, die der bürger
lichen D. 23 Tage, und die eigentliche
astronomische Nacht daselbst nur 1 Mo
nat 12 Tage.
Die hier betrachtete D. ist die Abend
dämmerung, die nach dem Winter wieder
beginnende D. die Morgendämmerung, so
dafs an dem Pol in einem Jahr nur zwei
Dämmerungen, jede von 2 Monat 9 Tagen,
Vorkommen.
4. Wenn die Sonne im Aequator steht,
so sagt man wohl, die Pole haben 24 Stun
den lang Tag, dies ist aber nicht richtig:
Auf der ganzen Erde ist nur 12 Stunden
lang Tag und 12 Stunden Nacht. Denn
wenn die Sonne aus dem Wendekreise
der dem Pol zugehörigen Halbkugel in
den Aequator tritt, so können für die der
24stiindigen Umdrehung zukommende Ta
geslänge nur die letzten 12 Stunden ge
rechnet werden, in welchen die Sonne
noch über dem Aequator stand, die fol
genden 12 Stunden, in welchen sie aus
(lern Aequator nach dem anderen Wende
kreise sich bewegt, gehören der Nacht an,
welche nun permanent bleibt. Und eben
so sind beim Wieder - Eintritt der Sonne
in die dem Pol zugehörige Halbkugel die