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Aberration.
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Aberration.
Bei neben einander und in entge
gengesetzter Richtung fahrenden Zügen
scheint es dem Fahrenden, wenn er auf
den zweiten Zug sieht, dafs dieser die
doppelte Geschw. hat, und dafs er selbst
in Ruhe sich befindet.
Ein Fixstern in der Richtung A D von
der Erde in einem Ort A der Ekliptik
behält nun wegen seiner unermefslicnen
Weite von der Erde in allen Punkten
ihrer Bahn dieselbe mit A D parallele
Richtung, also in B die Richtung BE A D.
Während die Erde von A nach B sich
bewegt, sendet der Stern sein Licht nach
B in der Richtung und mit dem Wege
EB, wie aber dem in A befindlichen
Beobachter ein in A B still stehendes Licht
scheinbar mit der Geschw. BA entgegen
kommen würde, so kommt ihm das in E
still stehende Licht mit der Geschw. E D
scheinbar entgegen; der Lichtstrahl aus
E hat also beide Geschw. E B und E D
als Componenten und er scheint in der
Resultante EA herabzukommen. Es scheint
also in jedem Ort der Erdbahn der Stern
in der Richtung A E, also in der Richtung
der Bewegung der Erde um den /D AE,
der bei dem Verhältnis von AE: DE
= 20,25" .beträgt, voraus sich zu befinden.
Ein Stern im Pol der Ekliptik steht auf
allen Punkten der Erdbahn senkrecht, er
ist also in allen Punkten derselben schein
bar um 20,25 Sec. voraus, er scheint also
nicht in dem Pol selbst, sondern um
20,25" von demselben entfernt sich zu
befinden und beschreibt daher jährlich ei
nen Kreis von 20,25" Halbmesser.
Fig. 4.
Ein in der Ekliptik der Erdbahn be
findlicher Stern beschreibt während des
J ährlichen Umlaufs der Erde eine gerade
finie von 40,5 Sec. Länge hin und zurück.
Es sei C der Stand der Sonne, AB DE
die Erdbahn, der Stern S befinde sich mit
dieser Bahn in einerlei Ebene, so sind
die Richtungen AS, BS, DS, ES ein
ander 4= Befindet sich die Erde in A,
so ist deren Bewegung der des Lichts
aus S geradlinig entgegen, das 4£ der
Geschw. fällt in einerlei Linie zusammen
und eine A findet also hier nicht statt.
Dagegen entfernt sich die Richtung der
Erdbahn immer mehr von der Richtung
des Lichts aus S, je weiter sie sich von
A entfernt, es wächst also die A des
Lichts, je mehr die Erde dem Punkt B
sich nähert. Hier ist die Erdbewegung
mit der des Lichts aus S normal und S
scheint um den Z.S B F=2Q,2b Sec. vor
aus, also in F zu stehen. Je weiter S
nach D kommt, desto mehr nimmt Z_SBF
ab, bis er in ö=Null ist, und DS mit
A S läuft. Von D nach E erhält die
Erdbahn eine immer gröfsere Abweichung
von der Richtung des Lichts aus S bis
in den Punkt E, wo sie das Maximum
= 90° erreicht, und S scheint um den
Z.SEG = 20,2b" voran, also in G zu stehen;
aber diese scheinbare Richtung schliefst
sich von nun ab immer mehr wieder der
wirklichen Richtung des Lichtstrahls an,
bis sie in A mit derselben einerlei ist.
Während des jährl. Umlaufs der Erde
um die Sonne scheint also der Stern S
die geradlinige Bewegung FBS + BEG
= 40,5 Sec. zu machen, und zwar von der
Opposition B bis zur Conjunction E macht
er die Bewegung von Ost nach West,
von E aber bis B die von West nach
Ost zurück.
Mit Hülfe dieser Figur kann man sich
die Erscheinung der A auch folgender
Art versinnlichen: Gesetzt, die Erde
empfinge den geraden Lichtstrahl S B;
kommt sie hierauf nach einem halben
Jahr in den Punkt E, so braucht der
Lichtstrahl aus S noch die Zeit für den
Weg B E, und während dieser Zeit rückt
die Erde von E nach A weiter und trifft
in e in dem Augenblick ein, wo der
Strahl den Punkt E, also auch den Punkt
e erreicht, und somit wird der Stern S
bei E um den Bogen Ee mehr westlich
gesehen. Der Erdbahndurchmesser be
trägt im Mittel 41.325000 Meilen, die
Geschw. des Lichts im Mittel 42000 Ml.,
mithin die Zeit, in welcher der Licht
strahl den Durchmesser BE durchläuft
——— = 984 Sec. =16,4 Min. In die-
42000
ser Zeit durchläuft die Erde einen Bogen
= 984x4,14 = 4073,76 Ml., und diesem ent-