Astronomische Refraction. 156
Astronomische Tafeln.
B erst aufgehen, wenn es in die Richtung
Tt getreten wäre, allein es wird schon in
B sichtbar, wenn es unterhalb 7’, z. B.
in S erst steht. Den Luftkreis nämlich
Fig. 98.
kann man sich aus einer sehr grofsen
Menge niedriger Luftschichten vorstellen,
von denen jede der Erde näher liegende
etwas dichter als die darüber befindliche
ist. Der ganze Luftkreis in 3 Schichten
gedacht, von welchen jede die mittlere
Dichtigkeit der darin begriffenen Schichten
in an, bb, drl besitzt, giebt für den Licht
strahl Sm die Ablenkungen mn, np, pB,
und da man aus allen um uns befind
lichen Gegenständen gewohnt ist, den
Lichtstrahl nur in gerader Linie zu empfan
gen, so glaubt man auch, dafs das Ge
stirn S in der Richtung iT sich befinde
und es scheint in der Richtung Tt auf
zugehen. Ebenso wird ein Beobachter in
0 einen Circumpolarstern in seinem
niedrigsten Stande s' viel höher, etwa in
S' stehend annehmen.
Sterne, die im Zenith stehen, erfahren
keine Strahlenbrechung, weil der Licht
strahl mit dem Einfallsloth zusammen
trifft, die Brechung wird um so stärker,
je näher der Stern dem Horizont steht,
wo die Brechung am stärksten ist. Die
Beobachtung eines Sterns ist demnach
am sichersten, wenn derselbe culminirt.
Tritt ein Stern in das Zenith eines
Ortes oder in die Nähe desselben bei
seiner Culmination, so findet man dessen
Abweichung, und hiernach vermittelst der
sphärischen Trigonometrie seinen wahren
Stand zu bestimmten Zeitabständen von
der Zeit der Culmination. Beobachtet
man nun in den Zeitpunkten den Stern,
so findet man ihn höher stehend, und die
Differenz zwischen der berechneten wahren
Höhe und der gefundenen ist die Gröfse
der astronomischen Strahlenbrechung für
die bekannte scheinbare Höhe.
Mittelst einer Reihe äufserst sorgfältiger
Beobachtungen an vielen Orten hat man
tabellarisch die Gröfse der Strahlenbre
chung für gegebene scheinbare Sternhöhen.
La Place giebt dieselben an:
Scheinbarer Abstand vom Scheitel
1(1°
Refraction
10,3
20°
21,2”
30°
5*
33,4”
40°
48,9”
45°
58,2”
50°
1' 9,3”
60°
57
1' 40,6”
70°
J5
2 38,8”
80°
5»
5' 19,8”
85°
>5
9 54,3”
87°
n
14 28.1”
90°
33’ 46,3”
Ein Stern, der eben untergehen will,
beschreibt also noch einen sichtbaren
Bogen von 33' 4(3,3”, und wenn er den
Horizont senkrecht durchschneidet, so ist
er noch —ggQO~ x 24 Stunden = 2 Min.
15,085 Sec. über dem Horizont zu sehen.
A tronooiiscker Ring. Die viel zu wich
tige Bezeichnung der ehemals sehr ge
bräuchlichen Taschen-Sonnenuhr in Form
eines Ringes, daher auch Sonnenring
genannt, durch eine Oese an einem klei
nen Haken beweglich befestigt, mit wel
chem man den Ring gegen die Sonne
hangen liefs. Durch eine kleine Oefi'nung
schien die Sonne in’s Innere des Ringes
und gab mit ihrem Lichtpunkt die dort
mit Linien und Zahlen bezeichneten Ta
gesstunden an. Die Oeffnung befand sich
in einem kreisförmigen Plättchen und
konnte mit diesem nach dem für je
den Monat des Jahres auf der Aufsen-
fläche bezeichneten Theilstrich verschoben
werden.
Astronomische Strahlenbrechung s. v.
w. astr. Refraction.
Astronomische Tafeln sind Hülfsta-
bellen zum Gebrauch für astronomische
Beobachtungen und Berechnungen. Die
ersten, vollständigsten und ausführlichsten
sind diejenigen, welche die Berliner Akade
mie der Wissenschaften im Jahre 1776
in 3 Bänden herausgegeben hat.
Diese Tafeln enthalten die Vorstellung
des Sonnensystems, nämlich das Ver
zeichnis für alle Planeten, deren gröfste,
mittlere und kleinste Entfernung von der
Sonne, in Halbmessern der Erdbahn aus-
gedrückt, deren Gleichungen des Mittel
punkts, deren Bahn-Neigung gegen die
Ekliptik, deren wahren Abstände von der
Sonne, deren Sternjahre, tropischen und
synodischen Jahre, deren Zeit der Um
wälzung, deren Dichtigkeit und Masse
u. s. w.