Aufgang u. Untergang d. Gestirne. 174 Aufgang u. Untergang d. Gestirne.
und diese wieder einen Beweis für die
richtige Erfüllung der von der Aufgabe
ausgesprochenen Forderung.
Aufgang und Untergang der Gestirne.
A. ist das Hervortreten des Gestirns in
dem Horizont des Beobachtungsorts, von
wo ab es sichtbar an der Himmelskugel
einen Bogen beschreibt; U. ist der Augen
blick, wo dies Gestirn den Horizont be
rührt und unter demselben verschwindet.
Der A. und U. ist in Absicht auf die Er
scheinung derselben dreierlei Art: der
senkrechte, der schiefe und der ho
rizontale.
2. Unter dem Aequator gehen alle Ge
stirne senkrecht auf und unter, alle be
schreiben Halbkreise und sind (die Strah
lenbrechung aufser Acht gelassen) 12 Stun
den über dem Horizont sichtbar und
12 Stunden unter dem Horizont unsicht
bar. Die in der Aequator-Ebene befind
lichen Gestirne gehen zugleich durch’s
Zenith, wie die Sonne, wenn sie in den
Nachtgleichen steht; die übrigen Gestirne
beschreiben um so kleinere Halbkreise,
je weiter sie von dem Aequator abstehen,
der nördliche Polarstern also den kleinsten
Halbkreis, nur ein in der Welt-Axe ste
hendes Gestirn würde einem Ort unter
dem Aeq. weder auf- noch untergehen,
und bis auf diesen werden alle an der
Himmelskugel befindlichen Gestirne sicht
bar.
In Fig. 1, pag. 2 (Art. Abendweite), ist
das Gesagte in einer mit der Erdaxe
parallelen Ebene dargestellt: Beschreibt
das im Aeq. befindliche Gesfirn S den
Halbkreis vom Durchmesser Qq und geht
durch die Zenithe aller in der Ebene QCq
belegenen Orte, so beschreibt das unter
der südlichen Abweichung FQ stehende
Gestirn S" den Halbkreis vom Durch
messer FG, erscheint während seiner gan
zen sichtbaren Bewegung vom Aeq. Qq
um den Z.FCQ entfernt, und seine Höhe
zu Mittage ist /_ FCP'. Je näher das
Gestirn dem Südpol steht, desto kleiner
wird der von ihm beschriebene Halbkreis,
desto weiter erscheint es vom Aequator
entfernt und desto geringer ist seine
Mittagshöhe. Ein Gestirn in der Richtung
CP' würde den Halbkreis vom Durch
messer = Null beschreiben, seine Höhe
zu Mittag wäre ¿_P'CP' = Null, es wäre
also das einzige Gestirn der südlichen
Halbkugel, das dem Bewohner des Aeq.
unsichtbar bliebe.
Das Gestirn S' unter der nördlichen
Abweichung BQ beschreibt den Halbkreis
vom Durchmesser BD, erscheint in der
Entfernung BQ vom Aeq., seine Mittags
höhe ist Z.PCB -, ein Gestirn in der Rich
tung CP, also unter der Abw. QP= 90°,
wie in CP’.
3. Zwischen dem Aeq. und den Polen
gehen alle Gestirne schief auf und unter.
Zwischen den Wendekreisen hat jeder
Ort zw r ei Mal im Jahr die Sonne zu
Mittag im Zenith, zu w r elchem sie in
schiefem Quadrant aufsteigt und von dort
eben so wieder absteigt.
Dieselbe Erscheinung haben diese Orte
und die zu beiden Seiten der Wendekreise
noch 5 weiter liegenden zu verschiede
nen Zeiten mit dem Monde.
Ein Ort 0 (Fig. 1), z. B. in der nörd
lichen Halbkugel unter der geogr. Breite
CO, der sich bei der Rotation der Erde,
also in dem Parallelkreise MA herum
dreht, hat den A. und U. eines im Aeq.
stehenden Gestirns S (also die Sonne am
21. März und 23. Septbr.) in dem Punkt
M um 6 Uhr Morgens und in A um
6 Uhr Abends. Zs ist der Horizont von
0, zu Mittag hat also die Sonne die Höhe
ZAls (Mittagshöhe der S., zugleich
Aequatorhöhe) = ^MCP = Bogen MP (Ze
nithdistanz vom Nordpol) und die Ent
fernung der S. zu Mittage vom Zenith
ist der den sM mit der verlängerten
CM bildet, = ZQCM, (der geogr. Breite
des Orts 0) = zMp (der Polhöhe des
Orts); die Sonne beschreibt also in Folge
der schiefen Richtung Zs des Horizonts
einen schief liegenden Halbkreis.
Ein Gestirn S" der südlichen Halbkugel
würde erst sehr spät für 0 aufgehen.
Um 6 Uhr Morgens, wo es noch unter
dem Horizont steht, hat es die Richtung
OM ', Abends 6 Uhr die Richtung OA";
es erhebt sich bis Mittag, wo es in der
Richtung OP' in dem Meridian steht, nur
wenig über dem Horizont, wovon man
sich überzeugt, wenn man von M aus
eine Parallele mit OM’’ zieht, geht erst
zwischen F und P', nahe an P auf, und
eben so nahe an P nach G hin gerichtet
unter.
Ein Gestirn S' in der nördlichen Halb
kugel hat in 0 Morgens 6 Uhr die Rich
tung OM'Ai 1 CS’, Abends 6 Uhr die Rich
tung OA . Es geht aber zwischen M' und
P früher auf und zwischen Ä und P
später unter, seine Mittagshöhe ist der
fast rechte Winkel, den Zs mit Os' bil
det, das Gestirn steht also zu Mittag nur
wenig südlich vom Zenith entfernt.
4. Die horizontalen A. und U. finden
in den Polen P und P' statt, und zwar
nur für die zu unserem Sonnensystem
gehörenden Körper. Fixsterne gehen we
der auf noch unter: die Gestirne in der
mit dem Pol gleichnamigen Halbkugel
bewegen sich in horizontalen constanten