Full text: A - B (1. Band)

Affinität, ohemische Verwandtschaft. 42 
Affirmativ, positiv. 
müssen flüssig gemacht, also entweder 
aufgelös’t (Verbindungen auf' nassem 
Wege) oder geschmolzen werden (Ver 
bindungen auf trockenem Wege); 
noch andere verbinden sich nur in gas 
förmigem Zustande, bei welchem die Atome 
am weitesten aus einander liegen, und 
auch Gase verbinden sich erst in Glüh 
hitze, wie Wasserstoff und Sauerstoff zu 
Wasserdampf, welcher zu tropfbarem Was 
ser abkühlt. 
Verschiedene Körper haben entweder 
nur einerlei Verwandtschaft zu einander, 
wie Kohlenstoff mit Stickstoff sich nur zu 
dem Cyangas, und zwar in 2 Atomen 
Kohlenstoff mit 2 Atomen Stickstoff zu 
1 Atom Cyangas verbinden; oder sie ha 
ben mehrere Verwandtschaftsgrade, wie 
die Verbindungen der Metalle mit Sauer 
stoff und mit Schwefel. So verbindet sich 
] At. Mangan mit 1 At. Sauerstoff zu 
Manganoxydul. 
2 „ „ „ 3 „ Sauerstoff zu 
Manganoxyd. 
1 „ „ „ 2 „ S. zu Mangan- 
superoxyd. 
1 „ „ „ 3 „ S. zu Mangan- 
säure. 
2 „ „ „ 7 „ S. zu Ueber- 
mangansäure. 
Die Ordnungen der Oxydation steigen 
mit der Menge Atome des Sauerstoffs, es 
ist demnach das Manganoxydul die nie 
drigste, die Uebermangansäure die 
höchste 0 x y d a t i o n s s t u f e. Bei den 
im Art. Aequivalent aufgeführten Schwefe 
lungsstufen ist die unterschweflige Säure 
die niedrigste, die Schwefelsäure die 
höchste Schwefelungsstufe. 
Endlich giebt es Stoffe, die sich in 
allen Verhältnissen mit einander verbin 
den, wie z. B. Salpetersäure mit Wasser. 
Solche Verbindungen gehören zu den 
schwächsten Verwandtschaftsgraden, und 
sind eben so leicht, in der Regel durch 
blofses Abdampfen, wieder zu trennen. 
Wenn zu einer Verbindung A + B zweier 
Körper A und B ein dritter C hinzutritt, 
und A hat zu C gröfsere Verwandtschaft 
als zu B, so verläfst A den Stoff B, ver 
bindet sich mit C zu A + C und B wird 
ausgeschieden. A + Cheifstdas Pro 
duct, B das Educt; man sagt auch, 
A-\-B werde durch C zersetzt, und das 
Verhalten und den Vorgang zwischen A. 
B und C nennt man Wahlverwandt 
schaft. Z. B. Wird Kupferoxyd mit 
Wasserstoff in Berührung gebracht, so 
entsteht metallisches Kupfer und Wasser, 
denn Kupferoxyd besteht aus 2 Atomen 
Kupfer und 1 Atom Sauerstoff, dieser hat 
aber zum Wasserstoff gröfsere A., verläfst 
das Kupfer und verbindet sich in jedem 
einzelnen Atom mit 2 Atomen Wasser 
stoff zu Wasser. 
Schw'efelblei mit Chlor in Verbindung 
gebracht, giebt Chlorblei und Schwefel; 
ist nun mehr Chlor vorhanden, als das 
Blei aufnehmen kann, so geht der Ueber- 
schufs von Chlor noch die schwächere 
Verbindung mit Schwefel zu Chlorschwe 
fel ein. 
Wenn zwei Verbindungen A + B und 
C+D Zusammentreffen, A und D haben 
aber gröfsere Verwandtschaft, sowohl wie 
A und B als wie C und I), so entsteht 
A + D und ß + C\ Man nennt dies Dop 
pelzersetzung und das Verhalten und 
den Vorgang zwischen den 4 Stoffen 
doppelte Wahlverwandtschaft. A 
sei Salpetersäure, B Baryt, also A -f B = 
salpetersaurer Baryt; C sei Schwefelsäure, 
I)Natron, C+I) also schwefelsaures Natron, 
so entsteht schwefelsaurer Baryt (C+ß) 
und salpetersaures Natron (.4 4- D). 
Wenn zu einem in der Verbindung 
A + B befindlichen Stoff .4 ein dritter 
Stoff C gleiche oder geringere Verwandt 
schaft hat, w'ie B zu A, so ist C auf die 
Zersetzung von A + B unwirksam; wird 
aber ein vierter Stoff D hinzugeführt, der 
eine stärkere Verwandtschaft zu der Ver 
bindung A + C hat als ß zu A, so ver- 
anlafst D die Verbindung von A + C mit 
Ausscheidung von B, um mit A+C zu 
A -f C + D sich verbinden zu können. Man 
nennt dies Verhalten und den Vorgang 
zwischen den 4 Stoffen: Vermittelnde 
oder praedisponirende Verwandt 
schaft. Es sei A Sauerstoff, B Kohlen 
stoff, also A + B Kohlensäure, C Phosphor; 
da nun zum Sauerstoff der Kohlenstoff 
stärker verwandt ist als der Phosphor, so 
geschieht durch ihn keine Zersetzung. 
Bringt man aber eine Base, z. B. Kali 
hinzu, so hat diese zur Phosphorsäure 
stärkere Verwandtschaft als zur Kohlen 
säure, vermittelt daher die Verbindung 
von Phosphor mit Sauerstoff unter Ab 
scheidung von Kohlenstoff 1 zu Phosphor 
säure, um sich mit dieser zu phosphor 
saurem Kali zu verbinden. 
Inwiefern die A. zweier Körper als die 
Wirkung der elektrischen Polarität deren 
Atome, indem der eine Körper positiv, 
der andere negativ elektrisch erscheint, 
betrachtet werden kann, wird Vorbehalten. 
Affirmativ, positiv ist jede Gröfse, wenn 
sie ohne Beziehung zu anderen ihr gleich 
artigen Gröfsen gegeben wird. Eben so 
sind mehrere gleichartige Gröfsen positiv, 
wenn sie in gleichartiger Beziehung zu 
einander genommen werden, und deren 
Positivität wird nicht bezeichnet und nicht
	        
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