Cata.
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Centralbewegung.
Catä — und Caust — s. Kata = und
Kaust.
Centralbewegung ist die Bewegung
eines Punkts in geschlossener krummer
Linie um einen anderen Punkt; der erste
ist der bewegte Punkt, der letzte der
Centralpunkt, die krumme Linie die
Bahn des bewegten Punkts, die in irgend
einem Augenblick der Bewegung zu den
kende gerade Verbindungslinie zwischen
beiden Punkten der Radius vector (der
führende, der leitende Strahl). Bewegt
sich der Centralpunkt, so soll der bewegte
Punkt dieselbe Bewegung haben, d. h.
mit dem Centralpunkt fortschreiten, und
er beschreibt dann eine Spirale, die eben
falls geschlossen ist, wenn der Central
punkt der bewegte Punkt eines anderen
Centralpunkts ist.
In der Wirklichkeit bewegen sich Punkte
nicht einzeln, sondern Massen, d. h. Sum
men mit einander vereinigter Massen
punkte; unter dem Centralpunkt und dem
bewegten Punkt werden dann die Mittel
punkte der Massen verstanden, auch sagt
man Centralmasse, bewegte Masse,
Centralkörper, bew r egter Körper.
Centralbewegungen geschehen entweder
auf vorgeschriebenen Wegen oder im freien
Raum, erstere z. B. beim Schwung einer
Masse an einem straffen Faden um dessen
Endpunkt, beim Regulator mit Schwung
kugeln um eine Axe, letztere in der Be
wegung der Weltkörper. Drehende Be
wegungen um feste Axen, wie beim
Räderwerk, werden unter Centralbewegung
nicht verstanden.
Centralbew r egungen sind nicht anders
denkbar, als dafs der bewegte Punkt mit
telst einer Kraft zu einer Bewegung ver-
anlafst worden, die nun geradlinig war
und geblieben wäre, w r enn nicht ein an
derer aulserhalb der Bew^egungsrichtung
befindlicher fester Punkt eine anziehende
Wirkung auf ihn ausgeübt, den Punkt
von der ursprünglich geradlinigen Rich
tung abgelenkt hätte, und der nun den
selben durch fortdauernde Einwirkung auf
ihn um sich herumführt. Der Central
punkt heilst deshalb auch Kraftpu nkt,
Mittelpunkt der Kräfte.
Die Entwickelung der bei solchen Zu
sammenwirkungen nothwendigen Entste
hung einer Rundbewung um den Central
punkt ist in dem Art.: Bahn No. 2 bis 5,
mit Fig. 164 bis 166, pag. 270 geschehen;
in No. 6 mit Fig. 167 sind die dynami
schen Gesetze entwickelt, unter welchen
die Bahn ein Kreis wird; in dem Art.:
Bahn der Weltkörper, mit Fig. 184 bis
190, pag. 289 sind die Curven untersucht,
welche bei dem durch New'ton entdeckten
Attractionsgesetz fürdieBahnen der Welt
körper möglich sind, und in dem folgen
den Art.: Bahn der Weltkörper, die El
lipse, ist diese Curve als die einzige Bahn
wiederkehrender also wirklich in Central-
bewegung begriffener Weltkörper speciell
abgehandelt.
Es ist nun noch zu erörtern, dafs der
Mittelpunkt des Centralkörpers keines-
w’eges auch der Mittelpunkt der Bewegung,
der Kraftpunkt ist, sondern dafs dieser
in dem Schwerpunkt sämmtlicher zu dem
selben System gehörenden Massen besteht.
Um den einfachsten Fall zu erläutern,
hat man in dem Art.: Attraktion No.9,
'dafs zwei Massen M und m in dem Ver-
hältnifs ihrer Gröfsen auf einander ein
wirken; bedeutet also E die Masse der
Erde, M die Masse des Mondes, so zieht
die Erde den Mond mit der Masse E, der
Mond die Erde mit der Masse M an. Ge
schieht nun eine Drehung des Mondes
um die Erde, so kann nach dem System
der Statik das System zwischen Erde und
Mond als Kräfte im freien Raum
nur im Gleichgewicht sein, w'enn zugleich
eine Drehung der Erde um den Mond
geschieht, und beide Drehungen sind nur
um den gemeinschaftlichen Schwerpunkt
beider Weltkörper möglich. Ist demnach
L die Entfernung zwischen den Mittel
punkten von Erde und Mond, so geschieht
die Drehung um einen Punkt C in der
Entfernung CE — l e von der Erde, und
und in der Entfernung CM = l m von dem
Monde, dafs:
l e -E = l nt -M
woraus
und
l = E .l - E L
m M e E + M
Wegen der elliptischen Bewegung des
Mondes um die Erde ist die Länge L und
mit dieser auch der Punkt C zwischen E
und M veränderlich.
Man kann auch durch folgende Betrach
tung zu diesem Resultat gelangen: Nach
dem Art.: Bahn No. 6, pag. 272 hat man
die Geschwindigkeit V einer durch die
Schwungkraft P in der Entfernung r vom
Mittelpunkt bewegten Masse durch die
Formel
p
V 2 = 2gr —
' in
Der schwingende Mond hat keine an
dere Schwungkraft P als seine Masse M,
mithin ist — = = 1; und die scliwin-
m M