II
Caliber ist kreisrunder Querschnitt bei
geraden C’ylindern und Kugeln; bei er-
steren ist es vornehmlich der innere Quer
schnitt einer Röhre, wie bei den Ge
schützen, den Thermometerröhren; Aräo
meterscalen bedürfen eines genauen äu-
fseren C. Bei Kugeln versteht man unter
C. deren gröfste Kreisebene. Die Gröfse
des C. wird durch den Durchmesser ge
messen und angegeben. Eine Röhre von
durchweg einerlei C. heifst eine cali-
brirte Röhre. Bei Barometern ist die
Calibrirung der Röhre nicht wesentlich,
weil einerlei Luftdruck sich unabhängig
von dem C. durch einerlei Höhe der ba
rometrischen Flüssigkeit ausspricht; um
so wichtiger ist sie beim Thermometer,
das zu wissenschaftlichen Zwecken be
stimmt ist, weil die thermometrische Flüs
sigkeit von der Wärme eine cubische
Ausdehnung erfährt, so dafs einerlei
Wärme-Abstände bei verschiedenem Röh-
rencaliber verschiedene Längen-Ausdeh-
nungen, also die Grade unrichtig zeigen,
wenn der Fundamentalabstand zwischen
dem Gefrier- und dem Siedepunkt in lauter
gleich lange Theile getheilt ist. Man
prüft solche Röhre in Betreff ihres C.,
indem man eine kurze Länge Quecksilber
in dieselbe bringt, diese vom Anfang bis
zum Ende der Röhre nach und nach ver
schiebt, und mit Hülfe eines genauen
Maafsstabes mikroskopisch untersucht, ob
das Quecksilber überall einerlei Länge hat.
Liegt daran, die Weite einer Röhre,
besonders eines Haarröhrchens, zu erfah
ren, so wägt man die Röhre, bringt dar
auf eine möglichst grofse Länge Queck
silber hinein, wägt wieder, erfährt aus
der Differenz beider Gewichte das Gewicht
des Quecksilbers q, mifst dessen Länge l,
und wenn das bekannte spec. Gew. des
Quecksilbers = s, y das absolute Gew. der
Kubik-Einheit destillirten Wassers ist, so
hat man die Weite d der Röhre =
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r 71 '1 S-y
Calorimeter, ein von Lavoisier erfun
dener Apparat, um die specifische Wärme
eines Stoffs dadurch, dafs man ihn Eis
schmelzen läfst, zu ermitteln. Die Theo
rie des C. ist folgende: Für einerlei Wir
kung durch die Wärme ist auch stets
einerlei Wärmemenge erforderlich, z. B.
um die Kubik-Einheit eines bestimmten
Stoffs von 0° bis auf 100° Gels, zu erhö
hen, oder um ihn von 100° auf 0° abzu
kühlen. Verschiedene Stoffe brauchen
verschiedene Wärmemengen dazu, d. h.
verschiedene Stoffe haben verschiedene
Wärmecapacitäten, und die Wärme
menge, die einem Stoff zugeführt werden
mufs, damit seine Temperatur von 0° auf
1° oder auf 100° Cels. steige, oder die er
abgiebt, um von 1° oder von 100° Cels.
auf 0° herabzukommen, ist seine spe
cifische Wärme.
Da man Wärmemengen nicht absolut
aufzufinden vermag, so sind alle Angaben
von specifischer Wärme relativ, indem sie
auf einen Normalstoff - , dessen specifische
Wärme als Einheit genommen wird, sich
gründen. Dieser Stoff ist das destillirte
Wasser, welches 79° Wärme abgiebt, um
ein gleiches Gewicht Eis zu schmelzen,
d. h. 1 Pfd. Wasser von 79° Temperatur
schmelzt 1 Pfd. Eis von 0° zu Wasser
von 0° Temp, und geht selbst zu 0° Temp,
hinab, so dafs 2 Pfd. Wasser von 0° ent
stehen.
Wenn nun 1000 Cent Quecksilber von
100° Cels. 42 Cent. Eis von 0° zu Was
ser von 0° schmelzen, bis sie selbst auf