Full text: R - S (6. Band)

Rabatt (Praktisches Rechnen). 3 Rabatt (Praktisches Rechnen). 
1 * 
würde. Wo es sich nur um kürzere 
Fristen und kleinere Summen handelt, 
ist derselbe also ohne grossen Kachtheil 
zu vernachlässigen. — Die meisten Ge 
schäfte, wo es sich um dies Verhältniss 
handelt, sind in der That derart, dass 
dies geschehen kann. Das gewöhnlichste 
ist das sogenannte Discontiren der Wech 
sel. Es soll ein erst in einigen Monaten 
fälliger Wechsel verkauft oder in Zah 
lung gegeben werden. Der Rabatt ist 
also auf diese Zeit zu gewähren, und 
dies geschieht immer vom Hundert. Bei 
grösseren Zeiträumen darl aber nur die 
letztere Methode angewandt werden. Ein 
auch in den Gesetzbüchern vorgesehenes 
Verhältniss, wo es sich hierum handelt, 
ist folgendes. 
Ein Erblasser hinterlässt etwa einem 
6jährigen Knaben 1000 Thaler unter der 
Bedingung, dass ihm dieselben von 
einer andern Person nach zurückgeleg 
tem 24- Lebensjahre zu zahlen sind, 
während welcher Zeit die' letztere Per 
son den Nicssbrauch der Summe haben 
soll. Die Vormünder des Kindes aber 
wollen, mit Einstimmung der andern 
Partei, die ererbte Summe zur Erziehung 
des Knaben verwenden. Rechnen wir 
4 Procent Zinsen, so giebt unsere Formel: 
_ 1000.4.18 _ 1000.4.18 _ 1000.18 
r ~ 100+4.18 ~ 172 “ 43 
= 409^ Thaler. 
Es sind also statt 1000 nur zu zahlen 
591jf Thaler. 
Es könnte sogar die Frage entstehen, 
ob beim Rabatt in diesem Falle nicht 
auch Zinszinsen in Anwendung kommen. 
In diesem Falle wäre die Frage die: 
„Welche Summe ist jetzt zu geben, 
wenn dieselbe in n Jahren mit den Zins 
zinsen zu p Proeent C Thaler bringen 
soll?“ Sei K die fragliche Summe, so ist: 
der Rabatt aber: 
r = C—K. 
Indess kann nur an solchen Orten nach 
dieser Formel gerechnet werden, wo 
Zinszinsen gesetzlich und gebräuchlich 
sind, da es sich darum handelt, ob der 
Empfänger wirklich im Stande ist, sein 
Geld in der Weise zu verwenden, dass 
er in der angegebenen Zeit desselben 
Vortheils als des ihm ursprünglich be 
stimmten theilhaftig wird. Bei der An 
wendung von Zinszinsen würde gegen 
die frühere Methode der Zahlende im 
Vortheil sein. Wenn Kaufleute ihre For 
derungen und Auslagen, [die sie gegen 
seitig haben, sich gegenseitig rabattiren 
und den Rabatt von Hundert rechnen, 
so kann man annehmen, dass der hier 
bei gemachte Fehler sich ungefähr wieder 
ausgleicht, da in der Regel ja zwei Ge 
schäftsfreunde einander ungefähr den 
selben Credit gewähren werden. Wenn 
dagegen Personen bei Wechslern und 
andern Kaufleuten Papiere discontiren 
und ihnen das Disconto von Hundert an 
gerechnet wird, so ist dies als eine 
Prämie zu betrachten, welche ausser den 
Zinsen für die Zahlung geleistet wird, 
und welche mit der Frist wächst, welche 
das Papier noch zu laufen hat. Der 
Gebrauch des Discontirens von Hundert 
ist also mit dem Verlust zu vergleichen, 
den man bei der Cession von Hypo 
theken erleiden muss, und den sich der 
jenige gefallen lassen muss, dem es auf 
schnellen Besitz von baarem Gelde an 
kommt. 
Auf die beiden Arten des Rabatt für 
früher erfolgende Zahlung als der Zah 
lende verpflichtet ist, oder für bessere 
Valuta, lässt sich wohl jede andere Art 
zurückführen. Dergleichen sind z. B.: 
Rabatt gewährt für gleich haare Zah 
lung bei Geschäften, wo Zahlung in 
kürzer oder länger laufenden Wechseln 
gebräuchlich ist. Offenbar ist hier der 
Rabatt abzurechnen für die Zeit, auf 
welche die Wechsel gewöhnlich laufen. 
Derjenige Rabatt, welcher bei grösse 
ren Einkäufen gewährt wird, ist auch 
desselben Ursprungs. Der Verkäufer 
muss nämlich darauf rechnen, dass seine 
Waare eine gewisse Zeit liegen bleibt, 
während welcher er keinen Zinsgenuss 
von der aufgewandten Geldsumme hat. 
Wird ihm nun eine grössere Waaren- 
menge gleich abgenommen, so ist dies 
so aufzufassen, als würde er in den Be 
sitz einer später zu erwarteten Summe 
jetzt gleich gesetzt, und kann daher für 
den muthmasslichen Gewinn an Zeit Ra 
batt gewähren. Ja derselbe wird wachsen, 
wenn die abgenommene Waarenmenge 
sich vergrössert, z. B. wenn bei der Ab 
nahme von 100 Thalern Waare 10 Pro 
cent gewährt werden, sind bei der Ab 
nahme zum Werthe von 1000 Thalern 
vielleicht 20 Procent Rabatt zu haben. 
Die billigeren Preise, die Wiederverkäu 
fern gewährt werden, stammen aüs dieser 
Quelle.
	        
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