Raumlehre,
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Raumlehre.
andern Wege das obige Resultat zu er- indem man von n Punkten immer jeden
reichen suchen. vorausgehenden mit dem folgenden ver-
Wie auch das Vieleck beschaffen sei, bindet. Seien nun zuerst (Fig. 93) eine
so kann es entstanden gedacht werden, Anzahl von n Punkten A, B, C, D, E, F,
Fig. 98.
G, H gegeben, welche auf eine Weise
verbunden sind, dass je zwei Seiten sich
nicht durchschneiden und sei s die Summe
seiner Polygonwinkel. Kommt nun noch
ein Punkt hinzu, so wird derselbe ent
weder ausserhalb des Vielecks wie jRT,
oder innerhalb desselben wie K l liegen.
Im ersten Falle wird das Vieleck in
AKB CDEFGHA verwandelt, und es
kommen zu der Polygonwinkel-Summe
noch die drei Winkel von Dreieck AKB
hinzu, so dass man jetzt s + 2 Rechte
hat. Liegt aber K' innerhalb, so kommt
der erhabene Winkel AK'B hinzu, den
wir mit K' bezeichnen, um ihn von dem
hohlen Winkel AK'B zu unterscheiden,
und es sind die Winkel K'AB und K'BA
abzuziehen. Diese werden von dem hoh
len Winkel AK'B zu zwei Rechten
ergänzt. Man hat also zu der Polygon
winkel - Summe zuzuzählen:
K'-(2R-AK'B) = K'+AK'B-2R*).
Da aber die Winkel K' + AK'B zusam
men 4 R betragen, so ist 4ß — 2ß = 2R
zuzuzählen, also die Summe der Polygon
winkel wieder s + 2 Rechte. Bei einem
Dreiecke nun ist s = 2, also beim Vierecke
2 + 2 = 4, beim Fünfecke 2 + 4 = 6,
u. s. w., so dass man fürs n-eck wieder
wie oben 2n — 4 Rechte erhält.
Dies gibt folgenden Satz:
Lehrsatz 6. In jedem n-eck, worin
sich zwei Seiten nicht durchschneiden,
beträgt die Summe der Polygonwinkel
2n — 4 Rechte.
*) Wir bedienen uns in dem Folgen
den öfter des Zeichens R für einen rech
ten Winkel.
V. Definitionen. Von den Viel
ecken kommen hauptsächlich noch die
Vierecke in Betracht, Die Summe der
Polygonwinkel eines solchen beträgt also
vier Rechte. Ein Viereck hat ferner
zwei Diagonalen, (Ein vollständiges Vier
eck deren drei). Sind in einem Viereck
je zwei Seiten einander parallel, so heisst
dasselbe Parallelogramm. Sind nur
überhaupt zwei Seiten parallel, so heisst
es Trapez. — Sind in einem Parallelo
gramm alle Winkel rechte, so heisst
es Rechteck (Oblong); sind alle
Seiten gleich so heisst es Raute
(Rhombus); werden diese beiden letzt
angegebenen Bedingungen erfüllt, so
nennt man das Parallelogramm Qua
drat. Wird keine derselben erfüllt, so
wird es auch wohl Rho mb oid genannt.
3) Von der Congrucnz der
Dreiecke.
I. Vorbemerkung und Defini
tionen. Nach der allgemeinen Defini
tion der Congruenz sind Dreiecke dann
congruent, wenn sie so auf einander ge
legt werden können, dass sie sich decken.
Es werden dann natürlich die entspre
chenden Seiten und Winkel zusammen
fallen, also gleich sein, und umgekehrt,
findet dies statt, so werden sich die
Dreiecke auf einander gelegt decken.
Der Begriff der Congruenz von Dreiecken
und überhaupt von Vielecken lässt sich
aber auch so feststellen, dass alle ent
sprechenden Seiten und Winkel des einen
denen des andern gleich sind. Die Lehre
von der Congruenz der Dreiecke hat
zum Zweck, zu zeigen, dass man schon
aus der Gleichheit von einigen dieser