Raumlehre.
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Raumlehre.
Dreiecks in zwei gleiche Theile theilt,
so wird durch die Theälungslinie das
Dreieck in zwei congruente Dreiecke
getheilt.“
Indem man die gleichliegenden Stücke
dieser Dreiecke vergleicht, gelangt man
zu neuen wichtigen Sätzen. — Es liegen
Winkel A und C der gemeinschaftlichen
Seite BD gegenüber, sind also gleich, d. h.:
Lehrsatz 4. „In jedem gleichschenk
ligen Dreiecke sind auch die Winkel
an der Grundlinie (oder die Gegenwinkel
der Schenkel) gleich.“
Winkel BDA liegt AB, und BDC der BC
gegenüber, es sind also auch diese Winkel
BDA und BDC gleich. Da sie aber Ne
benwinkel sind, so müssen sie rechte
sein. Es sind ferner AD und DC gleich
liegende Stücke, da sie den Winkeln
ABD und CBD gegenüherliegen, also
ebenfalls gleich. Wir fassen beide Re
sultate in einem einzigen Satz zusammen:
Lehrsatz 5. „Die Linie, welche
den Winkel an der Spitze in zwei gleiche
Theile theilt oder halbirt, halbirt auch
die Grundlinie, und bildet mit letzterer
rechte Winkel, (steht senkrecht, winkel-
recht? auf derselben).“
Da es nun nur eine Linie gibt, die
aus der Mitte D von AC gezogen auf
derselben senkrecht steht, so muss dies
die Halbirungslinie des Winkels B sein,
also:
Lehrsatz 6. „Die Linie, welche
aus der Mitte der Grundlinie eines gleich
schenkligen Dreiecks gezogen auf der
selben senkrecht steht, geht durch die
Spitze des Dreiecks und halbirt den
Winkel an derselben.“
Es lässt sich ferner nur eine Linie
ziehen, welche die Spitze B mit der
Mitte D der Grundlinie AC verbindet,
also:
Lehrsatz 7. „Die Linie, welche die
Spitze eines gleichschenkligen Dreiecks
mit der Mitte der Grundlinie verbindet,
halbirt den Winkel an der ersteren, und
steht senkrecht auf der letzteren.“
Fig.
Auch lässt sich nur eine Linie von B
senkrecht auf AC ziehen, also:
Lehrsatz 8. „Die Linie, welche
von der Spitze senkrecht auf die Grund
linie gezogen wird, halbirt die letztere
und den Winkel an der ersteren.“
Nehmen wir jetzt an, in Dreieck ABC
(Fig. 95) sei Winkel A — C. Wir hal-
biren wieder den Winkel B durch Linie
AD, und es entstehen dann ebenfalls
die congruenten Dreiecke ABD und
CBD, da die Winkel bei B, A — C und
BD sich selbst gleich also entsprechend
eine Seite und zwei gleichliegende Winkel
übereinstimraen. Gleichliegende Stücke
aber sind dann AB und CB, also ein
ander gleich.
Dieser Satz bildet die Umkehrung des
Lehrsatzes 4. nämlich:
Lehrsatz 9. „Wenn in einem Drei
ecke zwei Winkel gleich sind, so sind
auch ihre Gegenseiten gleich. (Das
Dreieck ist also gleichschenklig.)“
An diese Sätze sind noch folgende
Betrachtungen zu knüpfen. — Ist AC
(Fig. 95) eine beliebige Linie, BD aus
ihrer Mitte senkrecht gezogen, und ein
beliebiger Punkt B von BD mit A und
C verbunden, so entstehen die congruen
ten Dreiecke ABD und CBD. In ihnen
ist nämlich AD —CD, BD — BD, Winkel
ABD = CBD als rechte, also zwei Seiten
und der eingeschlossene Winkel gleich.
Es sind also auch die gleichliegenden
Stücke AB und CB gleich, d. h. Punkt B
ist von A und C gleich weit entfernt.
Also:
Lehrsatz 10. „Wenn man aus der
Mitte der Verbindungslinie zweier gege
benen Punkte eine Senkrechte auf der-'
selben errichtet, so ist jeder Punkt der
letzteren von beiden gegebenen Punkten
gleich weit entfernt.“
Es kann aber auch keinen Punkt
ausserhalb BD geben, der von A und
C gleich weit entfernt wäre. Denn wäre
E (Fig. 96) ein solcher, so könnte man
EC und EA ziehen, von denen die er-
96.