Statik,
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Statik.
werden, welche der Grösse und Richtung
nach die Linie AC darstellt.
Man erhält also den folgenden Satz,
eben den vom Parallelogramm der Kräfte,
welcher als die Grundlage der Mechanik
zu betrachten ist:
,.Wenn auf einen Punkt A gleichzeitig
zwei Kräfte AB und AC wirken, so ist
die Gesammtwirkung gleich der einen
Kraft, welche der Grösse und Richtung
nach durch die durch A gehende Dia
gonale AC desjenigen Parallelogramms
dargestellt wird, dessen zusammenstos-
sende Seiten AB und AC sind.“
Das gleichzeitige Zusammenwirken
zweier und somit auch mehrerer Kräfte
(von denen man ja erst zwei, dann mit
ihnen die dritte u. s. w. vereinen kann)
bringt also immer eine gradlinige und
gleichmässigc Bewegung vor. Die Kräfte,
welche auf einen Punkt nach verschiede
nen Richtungen wirken, bezeichnet man
als Seitenkräfte oder Componenten, die
Kraft, welche sie nach dem Parallelo
gramm der Kräfte ersetzt, als Mittelkraft
oder Resultante.
Ungleichmässige und krummlinige Be
wegungen, können also nur dann eintre-
ten, wenn die Kräfte, welche einen Punkt
angreifen, nach einander zu wirken an
fangen. Sei der Punkt A (Fig 409) von
einer Kraft Aß angegriffen, nachdem er
AA t zurückgelegt hat, möge nun eine
zweite Kraft A V C hinzutreten; man muss
dann von den Kräften A^^ — AB und
A V C die Diagonale A l C l bilden, und der
Punkt wird also auf der gebrochenen
Linie AA l C 1 sich bewegen, tritt später
eine neue Kraft ein, so wird statt der
•Linie A V C V abermals eine gebrochene,
A t A 2 D und so fort eintreten. Man sieht
aber sogleich, dass wenn die Kräfte in
unendlich kurzer Zeit nach einander zu
wirken anfangen, und ihre Richtung un
endlich wenig von einander abweicht,
die gebrochene Bahn in eine krummlinige
übergeht.
Beim Parallelogramm der Kräfte sind
noch die zwei einfachsten Fälle beson
ders zu betrachten.
Wenn die Seiten AC und AB einen
sehr kleinen Winkl machen, so nähert
sich die Diagonale A D der Richtung
beider Seiten und ihrer Grösse nach der
Summe derselben, mit welcher sie zu
sammenfällt, wenn AC und AB eine
Richtung haben. Also:
,,Die Mittelkraft zweier gleich gerich
teten Seitenkräfte ist ihrer Summe gleich
und hat die Richtung derselben.“
Wenn dagegen AB und AC einen
Winkel machen, der nahe an 180 Grad
grenzt, so nähert sich die Diagonale
zwar ebenfalls in der Richtung der der
grösseren Seitenkraft AB, ihre Grösse
aber der der Differenz der Seitenkräfte.
Also:
,,Wenn beide Seitenkräfte in eine Linie
fallen, aber entgegengesetzt gerichtet sind,
so ist die Mittelkraft der grossem gleich
gerichtet und gleich der Differenz beider.“
Beide Sätze kann man vereinen, wenn
man die Kraft, welche mit einer andern
der Grösse nach gleichen P in dieselbe
Linie fällt, ihr aber entgegengesetzt ge
richtet ist, durch — P bezeichnet. — Es
wird dann immer, wie sogleich erkennt
lich, die Mittelkraft zweier in eine Linie
fallenden Kräfte durch ihre algebraische
Summe der Grösse und Richtung nach
bezeichnet. Also:
„Die Mittelkraft der in eine Linie fal
lenden Kräfte von P und — Q ist gleich
P — Q, und das Vorzeichen dieser Grösse
gibt an, ob die Mittelkraft mit P oder
— Q gleich gerichtet ist.“
Die Kräfte P und — P haben die
Mittelkraft Null. D. h :
„Zwei entgegengesetzte sonst gleiche
und in dieselbe Linie fallende Kräfte
bringen Gleichgewicht hervor.“
Fig. 409.