Full text: R - S (6. Band)

Statik. 
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Statik. 
aus. Man kann aber ihre Entfernung r 
so gering annehmen, wenn der Körper, 
dem sie angehören, nämlich continuirlich 
ist, dass die Dimensionen von A und B 
im endlichen Verhältnisse zu r stehen. 
Denkt man sich nun A und B getheilt, 
so wirken Kräfte von endlich verschie 
dener Richtung, die alle von B ausge 
hen auf A. Man kann also nicht an 
nehmen, dass sich die Kraft, welche von 
ß ausgeht, gleichmässig auf A erstreckt. 
Vielmehr ändern sich diese Richtungen 
und Grössen noch, wenn man A und B 
einander näher liegend denkt als an 
fänglich, und die Einwirkungen der Co- 
häsionskräfte würden somit ganz unbe 
stimmt sein, und jede Berechnung un 
möglich machen, da eine solche voraus 
setzt, dass wenigstens unendlich kleine 
Theile eines Körpers nur von gleich 
mässig sich darüber erstreckenden Kräf 
ten angegriffen werden. 
Man nimmt nun gewöhnlich an, dass 
die Atome der Körper in der Natur nicht 
continuirlich, sondern so gelagert sind, 
dass jeder vom andern eine Entfernung 
hat, die so gross gegen die Dimensionen 
des Atoms selbst ist, dass das Vcrhält- 
niss dieser Grössen als unendlich ge 
dacht werden kann. Offenbar sind dann 
alle Theile von A von irgend welchen 
Theilen von B als gleich entfernt, und 
die Kräfte, welche zwischen diesen Thei 
len herrschen, als parallel und gleich zu 
betrachten, so dass diese Kräfte, welche 
sich über A und B erstrecken gleich 
mässig sind. 
Eine andere Annahme, welche man 
gewöhnlich macht, wonach man den Ato 
men in der Natur eine UnVeränderlich 
keit der Gestalt zuschreibt, ist unnöthig, 
da das Atom ja bei unserer ersten An 
nahme nur Kräften unterliegt, welche es 
gleichmässig angreifen, also eine Form 
änderung von selbst nicht stattfindet. 
Diese letztere Annahme ist aber auch 
unstatthaft, denn unveränderlich kann 
auch ein sehr kleiner Körper nur ver 
möge gewisser in ihm herrschender Kräfte 
sein, welche den Formänderungen das 
Gleichgewicht halten. Es würde also die 
bei der ersten Annahme gehobene Schwie 
rigkeit sich hier aufs Neue herausstellen. 
Indess kann in der That noch die Frage 
entstehen, wie sich denn die Theile eines 
Atoms gegen einander in Bezug auf die 
darin wirkenden Kräfte verhalten. Die 
Antwort würde sein, dass es auf diesel 
ben gar nicht ankommt, da man nicht 
die Gestalt und die Aenderung dersel 
ben in Bezug auf jedes Atom, sondern 
nur in Bezug auf den Körper selbst der 
Betrachtung zu unterwerfen hat. Eine 
dritte Annahme, vermöge deren Einige 
statt der Atome nur mathematische 
Punkte, von denen Kräfte ausgehen 
(Kraftcentra), sich denken, ist daher eben 
falls ohne alle Nothwendigkcit, und diese 
ist jedenfalls die unstatthaftese von allen. 
Denn die Atome sind ja nicht allein die 
Ausgangspunkte von Kräften, sondern 
Kräfte wirken auch auf dieselben und 
setzen sie in Bewegung. Wie aber ein 
mathematischer Punkt oder ein Kraft 
centrum bewegt werden soll, ist gewiss 
nicht klar. Bewegung ist Kaumänderung, 
der bewegliche Gegenstand muss also 
einen bestimmten Raum, sei er endlich 
oder unendlich klein, zunächst einnehmen. 
Aber auch die erste Annahme, dass 
die Atome von einander sehr grosse Ent 
fernungen haben, lässt sich durch eine 
andere ersetzen, wobei den Körpern die 
Continuität verbleiben kann. Man braucht 
nämlich nur anzunehmen, dass zwei 
Atome A und B in beliebiger Nähe von 
einander sich befinden können, ihre An 
ziehung und Abstossung auf einander 
erst dann eine merkliche Grösse an 
nimmt, wenn ihre Entfernung gegen 
ihre Dimensionen sehr gross ist. 
Von dieser Annahme, welche über die 
Lagerung der Atome gar nichts voraus 
setzt, wollen wir als von der Allgemei 
nem hier ausgehen. Sic schliesst die 
erst gegebene als einen besondern Fall 
ein. Ob diese von der Natur bestätigt 
wird oder nicht, bleibt also dahingestellt. 
Eine Entscheidung darüber wird sich in 
der That wohl kaum treffen lassen. 
Ueberhaupt muss über die Kräfte, 
welche von Punkt zu Punkt, gleichviel 
ob dieselbe einem Körper angehören oder 
nicht, folgendes bemerkt werden. 
In merklichen Entfernungen wirken 
nur Kräfte von der Form also die 
r‘ 
Function f(r) ist = —, wo A eine belie 
bige Constante ist. Diese Kräfte sind 
also völlig bekannt. 
In sehr kleinen Entfernungen dagegen 
wirken Kräfte deren, Intensität sich nicht 
vollständig bestimmen lässt. Woher dies 
komme, und warum dieselbe von denen in 
grösserer Entfernung abweicht, ob die 
verschiedene Natur der Atome, nament 
lich auch der Gegensatz zwischen Kör 
per-Atome und denjenigen Atomen, 
welche dem Aether angehören, also die 
Erscheinungen von Licht und Wärme 
hervorbringen, hier einen Einfluss aus-
	        
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