Statik.
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Statik.
übt, kann an dieser Stelle nicht der
Gegenstand der Erörterung sein.
Diese zuletzt betrachteten Kräfte nen
nen wir Molekularkräfte, Gohäsiou und
Adhäsion gehören in die Reihe derselben ;
von ihnen ist folgendes anzunehmen.
Nach dem Obigen fangen sie erst an
zu wirken, wenn die Entfernung der
Atome eine gewisse Grösse hat. Sonach
müssen wir den Begriff Atom etwas
modiliciren. Atom nennen wir nämlich
jetzt nicht mehr einen Körper von un
endlich kleinen, sondern von so kleinen
Dimensionen, dass die zwischen seinen
Theilen wirkenden Molekularkräfte eine
unmerkliche Intensität, also eine solche,
die gleich Null zu setzen ist, haben.
Die Molekularkräfte wirken aber auch
nur in an sich sehr kleinen, wenn auch
gegen die Dimensionen eines Atoms sehr
grossen Entfernungen.
Körper, deren Dimensionen der Art
sind, dass zwischen ihren Theilen die
Molckularkräfte eine endliche Grösse
haben, heissen Moleküle (molecule). Ein
Molekül kann in der Rechnung als aus
unendlich viel Atomen bestehend, be
trachtet werden, und zwar sind die Di
mensionen des erstem noch so gering,
dass ein sehr kleiner Theil eines Kör
pers, den man in der Rechnung eben
falls als unendlich klein denkt, noch so
zu betrachten ist, als bestände er aus
unendlich viel Molekülen. — Diese Be
trachtungen sind zu scharfer Begründung
der statischen und mechanischen Er
örterungen nicht zu entbehren.
Alle Punkte, die auf einen gegebenen
A eine den Molekularkräften ungehörige
Einwirkung ausüben, bilden also eine
Hoblkugel deren Mittelpunkt, und deren
innerer und äusserer Radius bezüglich
die Entfernungen sind, in denen die
Molekularkräfte merklich und wieder un
merklich werden. Gewöhnlich betrachtet
man statt deren die ganze Vollkugel, da
der innere Radius gegen den äusseren
verschwindend klein ist, und nennt diese
Kugel Molekularsphäre.
Mechanische Körper sind jetzt für uns
Verbindungen von Atomen, in welchen
Molekularkräfte thätig sind. Diesen ge
genüber setzen wir die äusseren Kräfte,
die auf die Punkte des Körpers wirken.
Wenn letztere nicht vorhanden sind, so
kann man annehmen, dass die Theile
vieler in der Natur vorkommenden Kör
per durch das Wirken der Molekular
kräfte sich so gruppiren, dass letztere ein
ander das Gleichgewicht halten, also der
Körper in Ruhe ist. Eine solche Lage
des Körpers wollen wir Gleichgewichts
lage nennen.
Also z. B. feste und flüssige Körper,
auf die keine äusseren Kräfte wirken,
befinden sich in Gleichgewichtslagen.
Bei luftförmigen Körpern ist dies aber
nicht der Fall, da dieselben, wenn sie
nicht mit andern Körpern in Verbindung
stehen, solcher Gleichgewichtslagen un
fähig sind. Den Gleichgewichtslagen der
Körper kommt aber noch eine Eigen
schaft, die der Stabilität zu. Hierunter
verstehen wir nämlich, dass, wenn andere
Kräfte auf den Körper zu wirken anfan
gen, diese die Lage der Moleküle so än
dern, dass die modificirten Kräfte in
äusserst geringer Zeit den neuen das
Gleichgewicht halten, so dass nur eine
sehr geringe, also in der Rechnung zu
vernachlässigende Aenderung in der An
ordnung der Theile des Körpers hervor
gebracht wird Indess ist bei den in der
Natur vorkommenden Körpern in der
Regel diese Stabilität nur gegen gewisse
Form- und Raumänderungen vorhanden.
Wir benutzen die Art derselben als
Eintheilungsprinzip der Körper.
Einen Körper, der gegen jede Raum
änderung diese Stabilität besitzt, heisst
absolut fest, oder um ihn von den Körpern,
die man sonst als fest bezeichnet, zu
unterscheiden, unbeweglich. Es können
auch einzelne Punkte eines im Uebrigen
beliebigen Körpers unbeweglich sein.
Ein Körper heisst fest, wenn er stabil
ist gegen jede Formänderung, möge die
selbe nun seine Dimensionen vergrössern
oder verringern.
Ein Körper heisst biegsam, wenn er
stabil ist gegen jede Aenderung der
Länge gewisser auf ihm befindlichen
Linien,
Wir unterscheiden 1) biegsame Fäden,
Körper, bei denen zwei .Dimensionen ge
gen die dritte, die Länge, sehr gering
sind. Stabilität findet hier gegen jede
Veränderung der Länge statt.
2) Biegsame Flächen bei denen eine
Dimension gegen die beiden andern sehr
gering ist, und die sich stabil gegen
die Aenderung der Länge jeder Linie
verhalten, die sich auf derjenigen Fläche
befindet, deren Dimensionen mit den bei
den zuletzt genannten zusammenfallen.
Ein Körper heisst flüssig, wenn er sich
gegen jede Verringerung, nicht aber ge
gen Vermehrung seines Volums stabil
verhält.
Den luftförmigen Körpern kommt keine
Stabilität zu, die in ihnen wirkenden
Kräfte streben dahin, das Volum immer
mehr zu vergrössern.