Statik.
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Statik.
wir für jeden Punkt in eine Kraft
zusammensetzen, und diese in drei Com-
ponenten nach den Axen, X . Y , Z ,
1 PPP
zerlegen. Da diese und die inneren
Kräfte einander Gleichgewicht halten,
so hat man für jeden der Punkte die
drei Gleichungen:
X + ^=0,
p ' dx
P
Y +^ = 0.
P
z= o,
P dz,
P
also für n Punkte drei n Gleichungen,
die man jedoch unter der Gestalt einer
einzigen schreiben kann.
Denkt man sich nämlich den Punkt
nip unendlich wenig verschoben, so er
fahren seine Coordinaten ganz will
kürliche Zunahmen, die wir mit dx ,
V
dyr , dz^ bezeichnen. Multipliciren wir
hiermit bezüglich die drei Gleichungen
des Gleichgewichts, verfahren eben so mit
den auf die andern Punkte bezüglichen,
und addiren alle diese Gleichungen.
Mit Berücksichtigung der Gleichung:
dU dU du „
»V № uV
+ ö7, &x ' + öiP^ Jr lH/ z ' + --
hat man dann:
1) dU+2 (X dx + Y dy
' ' p y p p^ p v p
+ Z di) - 0,
r p p' ’
welche mit den obigen völlig gleichbe
deutend ist, wenn man dx t , dy t , di 1 ,
dx 2 ... als willkürlich betrachtet.
Es ist nun auf die Eigenschaften der
in der Natur vorkommenden Systeme
einzugehen.
Als Grundeigenschaft der festen, der
biegsamen, (tropfbar) flüssigen, losen
Körper lässt sich diejenige betrachten,
dass sie unendlich viel Lagen annehmen
können, in welchen sie in Gleichgewicht
sind, wenn keine äusseren Kräfte wir
ken, nämlich alle Lagen, in welchen sie
fest, flüssig u. s. w. bleiben. Diese La
gen folgen continuirlich auf einander,
man muss bei der Rechnung annehmen,
dass der Körper sich nur in solchen be
finde, oder doch in solchen, die sich nur
sehr wenig von derselben entfernen. Das
letztere ist nämlich so lange genau richtig,
als der Körper seinen Zustand nicht ver
ändert, also z. B. ein tropfbar flüssiger
Körper nicht elastisch flüssig wird. Solche
Uebergänge aber kommen in den me
chanischen Betrachtungen nicht vor, auf
welche sich unsere Gleichungen beziehen.
— Dergleichen Lagen nennen wir Gleich
gewichtslagen. Die in ihnen wirkenden
innern Kräfte, und die Kräftefunction V
sind also so beschaffen, dass sie keine
Bewegung hervorbringen, sondern nur
gewisse, dem Zustande des Systems ent
gegenwirkende Kräfte compensiren. Aber
nicht alle Körper befinden sich nach
dieser Auffassung immer in Gleich
gewichtslagen, z. B. die elastischen, wel
che Deformationen annehmen, in denen
die entstehenden inneren, sogenannten
Elasticitätskräftc Bewegung hervorbrin
gen. Man kann dann aber jedenfalls
diese Kräfte als äussere betrachten, und
sie in die durch XY , bezeichne-
ten Componenten, die wir ja keinerlei
Bedingungen unterwerfen, mit aufneh
men. Die übrigen nicht Bewegung her
vorbringenden inneren Kräfte, wenn der
gleichen vorhanden sind, werden dann
immer die obigen Bedingungen erfüllen,
und eine Ki'äftefunction U auch für sich
haben. In diesem Sinne kann man also
auch die letztgenannten Körper als solche
betrachten, die nur durch Gleichgewichts
lagen gehen, also z. B. die elastischen
als lose Systeme, die von äusseren die
Klasticität bewirkenden Kräften ange
griffen sind. Jedoch bezieht sich dann
auf die letzteren die Kräftefunction U
nicht und sie werden, wie wir gleich
bemerken wollen, nicht aus den allge
meinen Gleichgewichtsgleächungen eli-
minirt, sie müssen also bekannt sein.
Dies unterscheidet sie wesentlich von
den zuerst genannten. So z. B. ist es
bei tropfbar flüssigen Körpern nicht nö-
thig, von vorn herein das Gesetz der
inneren Kräfte zu kennen, wohl aber
bei ausdehnsam flüssigen, für welche
das Mariotte-, Gay-Lussac’sche Gesetz gilt.
Wir nehmen also jetzt au, dass die
Körper sich in Gleichgewichtslagen be
finden. Die Bedingung für eine solche
ergibt sich aus 1), wenn man
x— y=z = o
setzt, also:
2) dU= 0
und bezieht sich das Differenzialzeichen
d auf den Uebergang aus einer Gleich
gewichtslage zu einer unendlich nahen
im Uebrigen beliebigen, so ist also auch:
3) ddU= ddU = 0.
Wenn auf einen Körper nun äussere