Quadratur ebener Figuren.
354 Quadratur ebener Figuren.
Verhältniss der halben Peripherie zum
Radius ausdrückt; hei der Berechnung
der Segmente sind ausserdem trigonome
trische Betrachtungen nöthig.
Sehr wichtig aber für den Kreis ist
es, dass die Aufgabe seiner Rectification,
d. h. die Berechnung der Bogenlängen
desselben sich auf die Quadratur zurück
führen lässt und umgekehrt; zu beiden
Aufgaben nämlich ist dieselbe Grosse n
nöthig. Nur in seltnen Bällen haben
Curven diese Eigenschaft.
Wir geben zunächst die Sätze über die
Berechnung der einzelnen Flächenstücke
des Kreises, womit wir zugleich die Be
rechnung der Bogenlängen verbinden.
Fig. 34.
Sei (Fig. 34.) abede ein beliebiger
Kreisbogen, 0 der zugehörige Mittel
punkt, ab, bc, cd, de Sehnen von belie
biger Länge. Verbinden wir die End
punkte derselben mit dem Mittelpunkte
0, und fällen von 0 aus auf die ein
zelnen Sehnen die Lothe 0«, Oß, Oy,
0&.
Man erhält dann eine Anzahl von
Dreiecken (hier 4), und wir bezeichnen
die Summe der Flächeninhalte derselben
mit A, es ist dann:
_ ab-Ou bc-Oß cd-Oy de-Od
A — —g i 2 1 g— 2—'
Nimmt man nun an, die Sehnen wür
den immer kleiner, mehrten sich aber an
Zahl, so dass der Bogen abede sich
nicht ändert, so würden sich offenbar die
Höhen alle dem Radius des Kreises nä
hern, den wir mit r bezeichnen, wäh
rend jede Sehne sich dem Bogen nähert,
welchen sie abschneidet. Es sind dies
Betrachtungen, zu deren schärferen Be
gründung man öfter auf die Eigenschaf
ten des Kreises einzugehen pflegt. Es
scheint dies aber um so unnöthiger, als
gleiche oder ähnliche Sätze nicht allein
für den Kreis, sondern für alle krummen
Linien gelten, und die Anwendung der
Infinitesimalrechnung auf die Geometrie
möglich machen.
Es wird mithin, wenn die Anzahl ins
Unendliche wächst:
A = 1 -{ab-\-bc-\-cd-\-de+ • • •)>
aber wenn man den Bogen abede mit b
bezeichnet, denselben für die Summe der
Sehnen setzt, und berücksichtigt, dass
unter der angenommenen Bedingung sich
A dem Sector aOe nähert, den wir mit
S bezeichnen, so haben wir:
eine Formel, welche lehrt, einen gegebe
nen Sector S durch den zugehörigen
Bogen b und den Radius r des Kreises
auszudrücken. Vergleicht man diese For
mel mit der für den Flächeninhalt eines
Dreiecks, so hat man auch den Satz:
„Jeder Sector ist gleich einem Drei
eck, welches den zugehörigen Bogen zur
Seite, den Radius des Kreises aber zur
Höhe hat.“
Bezeichnen wir die Peripherie des Krei
ses mit P, den Inhalt desselben mit K,
so ist klar, dass man sich den ganzen
Kreis als Sector denken kann, zu dem
als Bogen die ganze Peripherie gehört,
und die vorige Formel gibt sonach:
Dieser Ausdruck gibt die Beziehung,
welche zwischen Rectification und Qua
dratur des Kreises stattfindet, welches
sonach Operationen sind, deren eine die
andere sogleich ergibt.
Wir benutzen diese Formel auch zur
Definition der Ludolph’schen Zahl, wel
che allen übrigen Betrachtungen zu
Grunde liegt.
Bezeichnen wir mit n die halbe Peri
pherie eines Kreises, dessen Radius die
Einheit ist, so hat man:
1 к P
r = l, K = 2 = n,
Also n stellt auch gleichzeitig den Flä
cheninhalt desselben Kreises vor.
Bekanntlich verhalten sich zwei Bogen
desselben Kreises, wie die zugehörigen
Centriwinkel, ein Satz, welcher augen
blicklich aus dem folgt, dass zu gleichen
Centriwinkel gleiche Bogen gehören. Sei
also « der zu Bogen b gehörige Centri
winkel, den wir uns in Graden ausge
drückt denken, und berücksichtigen wir,
dass zur ganzen Peripherie ein Centri
winkel von 360 Grad gehört, so haben wir