Quadraturen — Zurückf. auf. 603 Quadraturen — Zurückf. auf.
einen nicht allein in den Anwendungen
der Mathematik auf Physik höchst wich
tigen Satz enthält, sondern auch in der
neuesten Zeit für die Analysis eine Be
deutung erhalten hat, welche es zu einem
Fundamentalsatze für die Theorie der
Functionen macht.
Es bezieht sich dies Beispiel auf die
partielle Differenzialgleichung zweiter
Ordnung:
d 2 u o 2 u d 2 u
da; 2- ^dt/ 2 ^'ös 2 ’
wo wir uns der Anschaulichkeit wegen
unter x, y, z rechtwinklige Coordinaten
denken. Es möge sich die Gleichung
über einen geschlossenen körperlichen
Raum erstrecken. Es drückt dieselbe
z. B. den Wärmezustand eines homogenen
Körpers aus, welcher sich in Wärrae-
gleichgewicht befindet, wo also kein
Punkt dem andern Wärme abgibt; ausser
dem aber ist durch sie die Anziehung
bestimmt, welche ein Körper auf einen
nicht in ihm liegenden Punkt nach dem
Newton’schen Gesetze ausübt. Endlich,
wenn wir 2 constant annehmen, eine
Annahme, wodurch sich unsere Glei
chung in:
d 2 « d 2 )t_
dx 2 '~dy 2
verwandelt, so gibt dieselbe die Bedin
gung dafür, dass u der reelle Theil einer
Function f der complexen Grösse x -}- yi
sei, so dass:
f(x+y i) = u ■+■ vi
gesetzt werden kann, während der mit i
multiplicirte Theil durch die Gleichungen
bestimmt ist:
du du
dx dy'
du du
dy’ dx'
In allen diesen Bestimmungen ist also
nothwendig, dass u, x, y, z reell seien.
Die in Rede stehende partielle Differen
zialgleichung ist in Bezug auf alle drei
unabhängigen Variablen zweiter Ordnung;
also zur völligen Definition von u sind
zwei willkürliche Functionen nöthig.
Dieselben können z. B. durch die Be
dingungen bestimmt sein, dass auf der
ganzen Oberfläche
« = /■(*» 2/> 2 )
sei, wo f völlig willkürlich ist, und
ausserdem:
^ = 7 0> V, z )
ebenfalls auf der Oberfläche, wo if eben
falls eine willkürliche Function, und
du
— der Diffcrenzialquotient von u ist,
genommen in der Richtung der an irgend
einen Punkt der Oberfläche gezogenen
Normale.
Nimmt man aber zu der Differenzial
gleichung die Bedingung hinzu, dass u
in dem ganzen Körperraume continuir-
lich sei, so fällt die zweite Grenzbedin
gung weg, und es bleibt nur die erste
übrig, d. h. es findet folgender wichtige
Satz statt:
„Eine Function u ist völlig definirt
für einen gegebenen begrenzten Raum,
wenn sie: 1) auf der ganzen Begrenzung
einen gegebenen continuirlichen Werth
u — f(x, y, z) hat, 2) innerhalb des gan
zen Raumes continuirlich ist, und 3) da
selbst der Differenzialgleichung:
d' 2 u d 2 u d 2 u
dx 2 dy“ 1 dz' 2
genügt,“
Wir geben den Beweis dieses Satzes
nach seinem Erfinder Dirichlet.
Es ist nachzuweisen, dass es für jede
beliebige Function f(x, y, z), die auf
der Begrenzung gegeben ist, eine allge
meine u gebe, welche den Bedingungen
2) und 3) genügt, und ausserdem, dass
nur eine solche Function existire.
Zuvörderst ist klar, dass man die
Function f(x, y, z) auf der Grenze be
liebig annehmen kann, dann, indem man
die Grössen x, y, z derart continuirlich
ändert, dass die entsprechenden Punkte
in den Körper hineinfallen, dass man die
Function u auch nach einem beliebigen
Gesetze continuirlich ändern kann, so
dass sie im ganzen Raume continuirlich
bleibt Man erhält auf diese Weise also
unendlich viele Functionen, welche con
tinuirlich aus einander entstehen und den
Bedingungen 1) und 2) genügen. Es
fragt sich, welche von denselben auch
die Bedingung 3) erfüllen. Zu dem
Ende betrachten wir das dreifache In
tegral :
welches sich über den ganzen Körper
erstrecken soll. Jeder der unendlich vie
len Functionen u entspricht ein V, alle
diese V entstehen continuirlich aus ein
ander. Da aber das jedenfalls reelle und
continuirliche Argument von V.
/ du\ 2
’ \d»/