Quadraturen — Zurückf. auf. 607 Quadraturen (Astronomie).
gleich Null. d’AIemberts Lösung ist
enthalten in der Schrift: Recherches sur
les cordes vibrantes. (1748.)
Diese Schwierigkeiten scheinen La-
grange veranlasst zu haben, eine zweite
Lösung durch Reihenentwickelung zu
suchen, welche die Eigenschaft hat, eine
allgemeine Form von u für jeden Werth
der Variablen zu gehen. Es ist indess
zweifelhaft, ob Lagrange diese Eigen
schaft seiner Reihenentwickelung bereits
völlig gekannt habe. Die Principien, auf
welche sie sich stützt, sind die in Ab
schnitt 22) gegebenen. Es war Fourrier
Vorbehalten, in seinem Werke: Théorie
ana ly lique de chaleur die Eigenschaften
und die ungemein weit reichende An
wendbarkeit dieser und ähnlicher Ent
wicklungen zu zeigen. Es werden da
her die von Lagrange benutzten Reihen,
die übrigens schon Euler hei anderer
Gelegenheit anwandte, gewöhnlich nach
Fourrier genannt. Die Resultate Four-
rier’s in Bezug auf die Gleichungen,
welche die Verbreitung der Wärme an-
zeigen, sind noch vermehrt worden durch
Poisson (Théorie mathémalique de Cha
leur), Lame und wenige Andere.
Allgemeinere Betrachtungen über li
neare partielle Gleichungen, namentlich
von der zweiten Ordnung mit s Varia
blen, hat Monge aus geometrischen Be
trachtungen geschöpft (.Application de
Vanalyse á la géometrié). Wir haben
seine Methode, die Erweiterung dersel
ben durch Ampere und die Anwendung
derselben auf Gleichungen mit mehr Va
riablen und von höherer Ordnung hier
aus einer Theorie abgeleitet, die an die
Behandlung der partiellen Differenzial
gleichungen erster Ordnung sich an-
schliesst. Auf die Lücken der Theorie
der partiellen Differenzialgleichungen
haben wir bereits hingewiesen. Für
nicht lineare Gleichungen von höherer
als der ersten Ordnung ist fast noch
gar nichts gethan. Eben so erliegt der
Uebergang vom vollständigen zum all
gemeinen Integral, den allerdings La
grange angedeutet hat, und welcher bei
den Gleichungen erster Ordnung so wich
tig ist, hier den grössten Schwierigkei
ten. Einen Theil derselben für specielle
Fälle zu überwinden, ist nach einem
Berichte der französischen Akademie
Edmond Bour in einer Preisschrift ge
lungen. Jedoch ist gerade dieser Theil
der Bour’schen Abhandlung noch nicht
veröffentlicht.
Wir schliessen diesen Artikel mit der
Bemerkung, dass hierher Gehöriges in
den Artikeln; „Schwingung“ und „Wärme“
zu finden sein wird, wo namentlich die
jenigen Betrachtungen, zu welchen die
Anwendung der partiellen Differenzial
gleichungen auf bestimmte Probleme der
Physik führt, ihre Erledigung finden
werden.
Quadraturen (Astronomie).
Ein Himmelskörper befindet sich in
den Quadraturen, wenn die von der Erde
nach ihm gezogene Linie mit der Ver
bindungslinie von Erde und Sonne einen
rechten Winkel macht. — Da die Him
melskörper vermöge der Drehung der
Erde um ihre Axe im Laufe eines Ster-
nentages den ganzen Himmelskreis zu
rücklegen, so wird der bezeichnete Stern,
der sich in den Quadraturen befindet,
4 Tag oder 6 Stunden vor oder nach
der Sonne sich im Zenith befinden. Be
ziehen wir dies nur auf die Planeten,
welche sich alle fast in derselben Ebene
der Ekliptik bewegen, so heisst in er-
sterem Falle, d. h. wenn der Planet der
Sonne vorangeht, die Quadratur west
lich, und wenn er ihr nachfolgt, östlich,
da die scheinbare Bewegung des Him
melsgewölbes von Osten nach Westen
gerichtet ist. Da sich aber in der nörd
lichen gemässigten Zone die Sonne im
mer auf der südlichen Hälfte des Him
mels befindet, und für den nach Süden
Blickenden die östliche Seite die linke
ist, so befindet sich im Falle der west
lichen Quadratur der Planet rechts, im
Falle der östlichen links von der Sonne.
Die Erde beschreibt um die Sonne
bekanntlich eine Ellipse, die fast einem
Kreise gleich kommt, in dessen Mittel
punkt die Sonne steht. Die Linie, wel
che Erde und Planet verbindet, muss
also im Falle der Quadratur eine Tan
gente an die Erdbahn bilden, und so
mit können ausser dem Monde nur die
obern Planeten sich in den Quadraturen
befinden, denn von den untern, welche
sich innerhalb der Erdbahn bewegen,
lässt sich offenbar keine Tangente an
dieselbe ziehen.
Um die Zeit der Quadraturen ist bei
den obern Planeten der sichtbare Theil
kleiner als zu jeder andern Zeit, bei
dem Monde findet dann das erste oder
das letzte Viertel statt.
Denn möge sich zu irgend einer Zeit
die Sonne in S (Fig. 58), die Erde in
E, der Planet in P befinden. Dann kann
man wegen der grossen Entfernung die
ser Weltkörper von einander bekanntlich
annehmen, dass die an den als kugel
förmig zu denkenden Körper P von S
und E aus gezogene Tangenten alle un-