Quantität.
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Quantität.
halten, kann man sich also die Mehr
deutigkeit der Function gewissermaassen
entstehend denken. Da es Functionen
gibt, die unendlich vieldeutig sind, wie
z. B. lg(»), so brauchen diese heim Um
kreisen eines mehrfachen Punktes nie
wieder auf den alten Werth zurückfüh
ren. In der That findet für die Func
tion lg (x) im Anfangspunkt der Coordi-
naten ein unendlichfacher Punkt statt.
Es ist nämlich zwar lgO = oo, aber:
J_ - 1
lg# lx-\-2sni’
wo l{x) ein beliebiger Werth des Loga
rithmus ist, und alle diese Werthc wer
den unter einander und der Null gleich
für # = 0.
Ziehen wir einen Kreis um den An
fangspunkt der Coordinaten mit Radius
r, und beginnen in Punkt « dieses Krei
ses mit dem Werthe a-re^ *, und mit:
lg« = I gr+yi,
wo unter lg r der reelle Logarithmus die
ser Grösse zu verstehen ist. Nach s ma
ligem Umkreisen hat man dann :
\ga = lgre K ' ' ,
also :
lg« = r+ *(«/■ +2s n),
d. h. bei jeder Umkreisung vei mehrt
sich lg(#) um 2ni und so ins Unendliche
fort; bei der Umkreisung in einer der
anfänglichen entgegengesetzten Richtung
würde Verminderung um 2ni eintreten.
Wir können hier eine Veranschau
lichung nicht übergehen, mit welcher
Riemann dieMehrdeutigkeit derFunctionen
und die hier gegebenen Verhältnisse des
Uebergangs ihrer verschiedenen Werthe
in einander auch räumlich dargestellt hat.
(Vergleiche: Grundlagen für eine allge
meine Theorie der Functionen von
G. Riemann.)
Man denke sich statt einer Ebene meh
rere über einander gelegte Blätter, und
zwar soviel als die Function Werthe hat.
Jedem Werthe der Variablen z-=x-\-yi
wird dann auf jedem dieser Blätter ein
Punkt und diesem ein Werth der Func
tion f{x) entsprechen. Alle diejenigen
Werthe von /'(#), welche, einzelne Punkte
ausgenommen, continuirlich aus einander
entstehen, denkt man sich als zu dem
ersten Blatte gehörig, die anderen f 2 (#)
zu dem zweiten u. s. w. Somit hat
jeder Werth von f(x) seinen ganz be
stimmten Platz, und es ist somit die
Mehrdeutigkeit im Allgemeinen gewisser-
massen aufgehoben. Nur in den Funk
ten, wo etwa n Werthe von f(x) gleich
werden, denke man sich die Blätter zu
sammenhängend. Dieser Zusammenhang
kann aber ein verschiedener sein. Geht
nach einmaligem Umkreisen des mehr
fachen Punktes f t (x) wieder in f, (#),
f x {x) in f 2 (x) u. s. w. über, wie dies
bei a x für ® = 1, 2 . . . der Fall war,
so muss man sich die Blätter noch im
mer über einander liegend und ohne wei
teren Zusammenhang als in dem frag
lichen Punkte vorstellen. Geht aber
z. B. f L (x) in f 2 (#), f 2 (x) in f 3 (x)
und f s (x) in f\ (x) über, so denke man
sich in diesem Punkte die Blätter nach
Art einer Schraube über einander ge
wunden, so dass eine Umkreisung, d. h.
die Zurücklegung einer Schraubenwin
dung vom ersten Blatt ins zweite, der
zweiten Windung vom zweiten ins dritte
führt; um vom dritten wieder ins erste
zu gelangen, muss man sich dann die
Windung allerdings durch die einzelnen
Blätter zurück in sich selbst zurücklau
fend denken, wie dies hier (Fig. 66) un-
Fig. 66.
gef ähr in der von a nach a zurückfüh
renden Schraube angedeutet ist. Ein
solcher mehi-facher Punkt heisst dann
Windungs- oder Verzweigungspunkt, und
kann ein doppelter, dreifacher u. s. w.
sein. Führt also z. B. beim Umkreisen
des Punktes a die erste Windung von
fi 0*0 zu f 2 (x), von /,(») zu f 3 (#),
von f 3 (x) zu f v (x) und gleichzeitig von
fi 0*0 zu f % (x) und von f s (#) zu f x (#),
so ist « ein fünffacher Punkt, zugleich
aber ein dreifacher und ein zweifacher
Windungspunkt, nämlich für f L , f 2l f 3
ein dreifacher, und Jür f t und f s ein
doppelter. Windungspunkte können offen
bar auch Discontinuitäts - Punkte zwei
ter Gattung sein. Nur wenn eine Func
tion unendlich viel Werthe hat, und zu
gleich jede Umkreisung einen neuen
Werth gibt, wie dies z. B. bei lg (x) in
Punkt x = 0 stattfindet, ist eine Schraube
mit unendlich vielen Windungen zu den-