Full text: Die Wahrscheinlichkeitsrechnung und ihre Anwendung auf das wissenschaftliche und praktische Leben

IV 
Vorrede. 
Erlernte dann gern anwenden wollen, desto mehr bewegen, 
sich mit dem theoretischen Theile dieser Wiffenschast nur 
wenig abzugeben oder wohl gar ganz aus dem Bereiche 
ihres Studiums zu lassen. 
Aber es giebt, und dieß ist die zweite Ursache, auch 
viele, welche zwar wünschen, sich mit den Lehren dieser 
Wissenschaft vertraut zu machen, die aber, — da sie Ma 
thematik nicht ex professo treiben — entweder wegen ihres 
Hauptstudiums nicht Zeit genug oder alle zum Studium der 
Wahrscheinlichkeitsrechnung erforderlichen Vorkenntnisse voll 
kommen besitzen — eben deshalb irgend eines der Werke 
dieser Wissenschaft, welche bis jetzt erschienen sind, sobald sie 
es zur Hand nehmen, aller Liebe und Ausdauer ungeachtet, 
früher oder später wieder bei Seite legen werden. Denn 
entweder ist das Buch ein nur für Mathematiker verständ 
liches Werk, das die Lehren der Wahrscheinlichkeitsrechnung 
kurz und abstract vorträgt, vielleicht gar auch Beweise auf 
stellt, welche die Infinitesimalrechnung zu Hilfe nehmen, 
und übrigens wenig oder gar nichts von der Anwendung 
der Probabilitätsrechnung mittheilt, oder das besagte Buch 
enthält zwar die theoretischen Lehren und viele interessante 
Anwendungen der Wissenschaft zugleich, aber es schreckt die 
oben erwähnte Gattung von Lesern (und sie zählt doch 
wohl die meisten Personen?) ebenso durch sein Volumen, 
seine Weitschweifigkeit und den Mangel eines leicht-fassenden 
Ueberblickes zurück, als ein Buch der vorigen Art, welches 
den Leser nur durch eine Menge mehr oder minder zusam 
mengesetzter Formeln, Gleichungen, Ausdrücke u. s. w. bloß 
mit der gespanntesten Aufmerksamkeit die Geduld auf's 
Höchste in Anspruch nehmende Weise so hindurch führt, daß 
der Leser gemeiniglich gar nicht bis zu Ende des Buches 
gelangt, sondern, kaum die Hälfte durchlaufen, nicht das ge 
sunden hat, was er zu seinem Zwecke bedarf, und folglich ein 
solches Buch ebenfalls gar bald weglegen wird. — Wer
	        
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