Zweiter Abschnitt.
Der n-fach ausgedehnte Raum.
§ I. Koordinaten.
84. In unserm Raume ist die Grenze eines Raumteiles
die Fläche, die Grenze eines Flächenteiles die Linie, die
Grenze eines Linienteiles der Punkt, und der Punkt ist un
teilbar. Man drückt dies kürzer durch die Worte aus: der
Raum hat drei Dimensionen. So sehr die Frage nach der
Dreizahl der Dimensionen die Philosophen beschäftigt hat,
ist es bisher nicht gelungen, einen von unserer Erfahrung
unabhängigen tiefem Grund dafür anzugehen, dass man durch
einen dreimaligen Grenzübergang zu dem unteilbaren Gebilde
gelangt. Wir verfolgen daher von jetzt an die Annahme,
dass erst eine w-mal wiederholte Teilung, jedesmal mit einem
Grenzühergange verbunden, zum Punkte führt. Dann legen
wir dem Raume n Dimensionen hei; die Grenze eines Raum
teiles (eines «-dimensionalen Körpers) ist ein erstes Grenz-
gebilde oder ein Grenzgebilde von n — 1 Dimensionen; dasselbe
ist teilbar und die Grenze ist ein (n — 2)-fach ausgedehntes
Gebilde; indem wir in gleicher Weise fortfahren, stellt sich
das n te Grenzgebilde als unteilbar heraus. Wenn wir diese
Voraussetzung weiter verfolgen, können wir nur zu Sätzen
gelangen, welche der Erfahrung nicht entsprechen; wir können
uns im allgemeinen nicht einmal eine Vorstellung von den
erhaltenen Resultaten machen. Aber dieselben Begriffs
bildungen und Schlüsse, welche im dreifach ausgedehnten
Raume zur Erforschung benutzt werden und welche hier von
der Anschauung unterstützt werden und zu derselben zurück
führen, erleiden bei der gemachten Amiahme keine wesent
liche Veränderung.
Gleichwie aber Euklid neben den allgemeinen Axiomen
noch speziell die Gerade, die Ebene und den Kreis voraussetzt,