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N o t e
Aus dieser Bedingung folgt unmittelbar, daß, bei einer beliebi
gen krummen Linie, die Grenze des Verhältnisses des
Bogens 'zu seiner Chorde die Einheit ist; denn nimmt
Fig. 66. man zu beiden Seiten des Punktes A Fig. 66. immer kleinere Chorden
AB — AG , AB' = AC', rc., zieht die Geraden BL, B'6', rc., und
fallt auf diese Geraden die Perpendikel AD, AD', rc., so geben die
rechtwinkligen Dreiecke BAD, B'AD', rc.
BC B D . j _ . _ B' G'
: sui 4- B A C, ■
B' D'
' Iß
sich immer mehr
, B'AL', rc;
einem
Aß+AC AB 2 'AB' + AC'
allein da die -Winkel 4- B A C, ^ B'AL', rc.
Rechten nähern, so nähern sich ihre Sinus immer mehr der Einheit. Es
hat also dieselbe Bewandtnis mit den Verhältnissen der gebrochenen Linien
zu den Geraden, welche ihre Endpunkte verbinden, welche verglichenen
Linien sich immer mehr einem Bogen und seiner Chorde nähern.
Es ist wohl zu merken, daß, bei der Abnahme eines Bogens und
seiner Chorde, deren Verhältniß, nicht bloß deshalb sich der Einheit nähert,
weil ihr Unterschied alsdann immer geringer wird. So ändern z. B. die
Seiten eines geradlinigten Dreiecks ihr Verhältniß zu einander gar nicht,
wie sehr man sie auch abnehmen lasse, wofern die neuen Dreiecke dem
Ersten ähnlich bleiben; und gleichwohl nehmen die Unterschiede der Seiten
in demselben Verhältnisse ab, wie die Seiten selbst. Anders verhält es
sich bei den Bogen; sie werden mehr abgeplattet, weil der eingeschriebene
Winkel sich desto mehr öffnet, je mehr sie abnehmen, und ihr Ucberschuß
über ihre Chorden nimmt in schnellerem Maße ab, als diese Letzteren.
Vergleicht man nämlich zwei Größen A und a, welche unbestimmt ab
nehmen , und setzt A — a + d 1 , so sieht man bald, daß das Verhältniß
— = c —-—= l + - sich nur in so fern ohne Unterlaß der Einheit nähern
kann, als ck in schnellerem Maße abnimmt als a.
An die vorhergehenden Betrachtungen über die in die Abschnitte der
krummen Linien eingeschriebenen Winkel, läßt sich die dem Verhältnisse
der Ordinate zur Subtangente zukommende Eigenschaft anknüpfen, daß es
die Grenze des Verhältnisses des Zuwachses der Ordinate zu dem der Ab-
Fig. 67. sciffe ist. Denn drei Punkte M, M, M', Fig. 67., auf einer beliebigen
krummen Linie, bestimmen die beiden Verhältnisse^-^ undb, welche
Kt, Q, MQ,
respcctivc den Tangenten der von den Chorden M,M und MM' mit der
Are der Abscissen P, P' gebildeten Winkel M M, Q, und M' M Q gleich
sind; und bezeichnet man diese Winkel mit A und B, so erhält man
M Q, M'Q
M, Q, M Q
Dieses vorausgesetzt, weiß man, daß
^ * T.-N tan*» A — lan
taug (_A — B)
laug A — tang B,
B
1 -f taug A laug B
(Trig. rc. §.27.),
woraus folgt:
lang A — la ns
B = (l + tang A lang B) (laug A — lang ß) ;