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III. Abschnitt.
Von der astronomischen Strahlenbrechung
(s. Mg- 11).
Einleitung. Ein von einem Sterne a in die Atmosphäre
eindringender Strahl aA wird nach optischen Gesetzen dem Einfalls
lote zu gebrochen und zwar um so stärker, je mehr er sich — in
immer dichtere Luftschichten eintretend — der Erdoberfläche nähert,
so daß er durch diese wiederholten Brechungen in krummliniger Bahn
AO die Atmosphäre durchschneidet. Der Stern a erscheint in Folge
dessen einem Beobachter in 0 in der Richtung der an OA gelegten
Tangente OM. Die Summe dieser partiellen Brechungen heißt die
astronomische Strahlenbrechung oder Refraktion und ist an
Größe offenbar gleich dem Winkel des ungebrochenen Strahls aA
mit der Tangente (scheinbaren Gesichtslinie) OM. In der Regel
versteht man jedoch unter Refraktion den Winkel des Strahls aO
(in dessen Richtung der Stern ohne Atmosphäre gesehen würde) und
der Tangente OM (in deren Richtung der Stern wirklich wahrge
nommen wird). Dieser Winkel ist von der eigentlichen Refraktion
wegen annähernder Parallelität der Strahlen aA und aO nicht
merklich verschieden.
Ein Stern im Zenith wird durch Refraktion nicht beeinflußt,
da in diesem Falle die Strahlen senkrecht einfallen; das Mapimnm
der Refraktion erleidet, wie leicht ersichtlich, ein Stern im Horizonte
(„Horizontalrefraktion"). In Folge der Strahlenbrechung ist ein
Stern ß (s. Fig. 11) selbst dann noch sichtbar, wenn er bereits um