20
Nachtgleichen der Sonnenabstand R sehr nahe seinem mittleren Werte
A gleichkommt.
Neben der Berechnung der monatlichen größten und kleinsten
Werte der Fluthöhen ist, insbesondere für die Schiffahrt, noch die
Ermittelung der Zeit des Hochwassers (und zwar nicht bloß der
größten oder kleinsten, sondern aller Fluten) von hervorragender Wich
tigkeit. Um diese Zeit zu bestimmen hat man aber, was nach dem
oben Vorgetragenen unmittelbar einleuchtet, nur nötig, zur Kulmina
tionszeit des Monds die Hafenzeit des betreffenden Orts, sowie die
halbmonatliche Ungleichheit (mit ihrem Vorzeichen) zu addieren, wozu
man in den nautischen Tafeln die erforderlichen Angaben findet. So
enthält das Berliner Nautische Jahrbuch in der Mond-Ephemeride eine
Kolumne, welche für jeden Tag die Durchgangszeit des Monds für
Greenwich anzeigt, woraus dann für jeden anderen Ort, dessen geo
graphische Sänge bekannt ist, diese Kulminationszeit gleichfalls durch
eine kleine Interpolation gefunden werden kann. Dasselbe Jahrbuch
enthält auch eine Tafel der monatlichen Ungleichheit, während die
Hafenzeit aus anderen nautischen Tabellen entnommen wird. Die ge
fundene Summe ist dem Mittage des betreffenden Tags zuzuzählen.
Wenn der hierdurch erhaltene Zeitpunkt des Hochwassers auf den
nächstfolgenden bürgerlichen Tag fällt, dann muß man 12, bezw.
24 Stunden subtrahieren, oder, genauer, die Rechnung für den nächst
vorhergehenden Tag wiederholen.
Endlich ist früher noch gesagt worden, daß in höheren
Breiten als 60 o das Phänomen allmählich verschwinde. Da nämlich
Sonne und Mond — vermöge der Lage ihrer Bahnen — sich nicht
sehr weit vom Äquator entfernen, so äußern sie in den tropischen
Gegenden ihren stärksten Einfluß, während die Wirkung sich mehr
und mehr abschwächt, je mehr man sich den Polen nähert, bis sie in
der Gegend der Polarkreise ganz nnmerklich wird.
Linien auf der Erdoberfläche, welche Punkte gleicher Flutzeit ver
binden, heißen Jsorachien.