Es wird aber bei diesen Bestimmungen nicht eigentlich der mittlere
Fehler gesucht in Bezug ans die ausgeglichenen Beobachtungen, welche
nur die wahrscheinlichsten Werte der Beobachtungsgrößen darstellen,
sondern man will den mittleren Fehler in Bezug auf die
wahren Werte dieser Beobachtnngsgrößen wissen, und
diesen Fehler nennt man im eigentlichen Sinne des Worts den mitt
leren Fehler. Derselbe wird durch die Gleichung bestimmt:
vorausgesetzt, daß die Anzahl der zu bestimmenden Konstanten — a.
Wie man sieht, fallen die mittleren Fehler f 0 und q 0 desto mehr
zusammen, je größer die Anzahl der Beobachtungen. Absolute Gleich
heit findet erst bei einer unendlich großen Zahl von Beobachtungen statt.
Der mittlere Fehler f 0 ist eine durch Rechnung genau bestimmbare
Größe; der mittlere Fehler cp 0 hingegen, der sich auf die wahren
Werte der Beobachtnngsgrößen bezieht, kann selbstverständlich nur ein
Gegenstand der Schätzung sein, lediglich sein wahrscheinlichster
Wert läßt sich ermitteln.
Der mittlere Fehler dient dazu, die Genauigkeit einer Beobachtungs-
reihe, ihr „Gewicht", zu prüfen. Je kleiner der mittlere Fehler, desto
größer ist die Genauigkeit, das Gewicht der Beobachtungsreihe. All
gemein besteht zwischen den mittleren Fehlern cp 0 ‘ und <p 0 " sowie den
Gewichtszahlen g' und g" zweier Reihen die Gleichung:
Hat man beispielsweise aus mehreren Bersuchsreihen dieselbe Größe
bestimmt und dann, der Regel nach, etwas verschiedene Werte derselben
erhalten, so kann man aus diesen Einzelbestimmungen unter Be
rücksichtigung der Gewichte der Versuchsreihen (indem man eins derselben
zur Einheit nimmt) nach derselben Methode einen neuen, verbesserten
Mittelwert ableiten.
Neben dem mittleren Fehler der Beobachtungen kommt insbesondere
noch der wahrscheinliche Fehler derselben in Betracht, d. h. der
Fehler, dessen Eintreffen die Wahrscheinlichkeit j hat, der demnach
ebenso leicht überschritten als nicht erreicht wird.
Die vollständige Theorie der mittleren und wahrscheinlichen Fehler